Mittwoch, 14. September 2011

Kein deutscher Sender im sorbischen Haus

In den vergangenen Wochen hatte die Diskussion um die Zukunft des ehemaligen Cafés Bjesada im Serbski dom - dem Haus der Sorben in Bautzen - die Gemüter erhitzt. Nun ist der geplante Umzug von Radio Lausitz in die Räumlichkeiten vorerst geplatzt. Die Domowina legte als Eigentümerin des Gebäudes am Postplatz ihr Veto ein. Zuvor jedoch hatte Marko Suchy - in seiner Eigenschaft als Stiftungsdirektor und damit Verwalter der Immobilie - bereits einen Vertrag mit dem Sender unterzeichnet. Der springende Punkt: In den Vereinbarungen zwischen Domowina und Stiftung ist ausdrücklich davon die Rede, dass wirtschaftliche Interessen (z.B. 15.000 € Miete) nicht über sorbischen Interessen stehen dürfen. Das heißt im Klartext: Die Stiftung hat die Aufgabe, das Haus zu verwalten, muss jedoch dafür sorgen, dass es mit sorbischen Inhalten gefüllt wird.


Nun handelt es sich bei Radio Lausitz um einen rein deutschsprachigen Sender; Sorbisch wurde dort bis zum heutigen Tag nicht gesprochen. Der Kompromissvorschlag David Statniks, Radio Lausitz könne ja einen gewissen Anteil an sorbischen Inhalten anbieten, hatte offensichtlich keinen Erfolg. Das Geschrei ist groß; im Netz reden manche schon wieder vom "zänkischen Sorben". Doch ist das wirklich das Problem? Nein, im Kern haben wir es mit einer weiteren Machtprobe zwischen Stiftung und Domowina zu tun, diesmal ausgetragen auf dem Schlachtfeld der sorbischen Identität. Der Stiftungsdirektor hat sich mit der voreiligen Unterzeichnung des Mietvertrages selbst eine Falle gestellt.

Bleibt nur zu hoffen, dass dieser Fehlschuss nicht zum Imageschaden für das sorbische Volk an sich führt (was durchaus zu erwarten wäre) und natürlich steht jetzt die Frage im Raum, aus welchem Geldtopf die "Entschädigung" für Radio Lausitz kommen wird. Tatsache ist: Schuld ist zumindest dieses Mal nicht die Domowina. Sie hat ihr gutes Recht als Eigentümerin wahrgenommen und ihre Pflicht als Dachorganisation des sorbischen Volkes erfüllt.

5 Kommentare:

  1. Das ist nur die Spitze des Eisbergs im Kampf gegen alte Strukturen. Für den Außenstehenden ist es interessant, dass es offensichtlich keine "schwarz-weiß" Fronten gibt, sondern sich der Prozess durch alle Schichten zieht. Verwirrend, aber auch irgendwie auch ermutigend.

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  2. Vielleicht sollte "Herr Suchi" Aufgrund seines wohl eindeutigen fehlerhaften Verhaltens in dieser Sache einen eigenen privaten Spartopf schlachten müssen für eine zu erwartende Entschädigung!!!!!

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  3. Seine Tochter wird ihn da schon raushauen.

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  4. Seit Februar stehen die Räume leer und jeder engagierte Sorbe hätte schon längst einen tollen Vorschlag machen können. Nun hat Herr Suchy mit dem Radio Lausitz einen zahlungskräftigen Mieter gefunden und auf einmal ertönt ein Geschrei als ob der Leibhaftige persönlich sich einquartieren will. Was für schöne Projekte für die sorbische Jugend hätte man machen können mit den Mieteinnahmen und zwar dort wo die Jugendlichen sind. Statt dessen gibt es nun keine Mieteinnahmen und es werden Modelle diskutiert (Jugendclub - Literaturmuseum) die am Ende nur wieder Geld kosten werden. Also ich war persönlich sehr erstaunt über die Reaktion aus den sorbischen Gremien. Ich hätte einen solchen Mieter begrüßt, da meiner Meinung nach dies einen positiven Einfluss auf die Verbreitung der sorbischen Probleme in der deutschen Öffentlichkeit gehabt hätte.

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  5. Vielleicht "ertönt" das Geschrei deshalb so laut, da es sich hier wieder um einen Alleingang des "sorbischen Krösuses " handelte , ohne Absprachen und Einhaltung von Statuten!!! Ausserdem schreit man im Sorbenland auch nach Transparenz, es ist doch sicher möglich zu sagen, welche Summe nun als Abfindung an den Sender gezahlt werden musste....schon als Abschreckung vor evtl. nächsten Alleingängen, darauf "ertönendem Geschrei"...ect.

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