tag:blogger.com,1999:blog-79501255824628829352024-03-13T02:12:56.659+01:00pod lipunowosće ze serbskeje łužicy - neues aus der sorbischen lausitzUnknownnoreply@blogger.comBlogger27125tag:blogger.com,1999:blog-7950125582462882935.post-40369600463651036872018-02-08T12:51:00.001+01:002018-02-08T12:51:58.888+01:00Dokumentiert: Ein Satz im Koalitionsvertrag<div dir="ltr" style="text-align: left;" trbidi="on">
<b>Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD, 2018:</b><br />
<br />
<i>Wir bekennen uns zum Schutz und zur Förderung der vier nationalen
Minderheiten in Deutschland – Dänen, Sorben, Friesen sowie Sinti und
Roma.</i><br />
<br />
<b>Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD, 2013:</b><br />
<i> </i><br />
<i>Wir stehen zu den eingegangenen Vereinbarungen europäischer Minderheitenpolitik und verpflichten uns weiterhin zur Förderung der vier nationalen Minderheiten in Deutschland – Dänen, Sorben, Friesen sowie deutsche Sinti und Roma – und der deutschen Minderheit in Dänemark sowie den deutschen Minderheiten in Mittelost- und Südosteuropa und den Nachfolgestaaten der Sowjetunion.</i><br />
<br />
<i>Die sorbische Sprache und Kultur als Ausdruck der Identität des sorbischen Volkes gilt es zu bewahren. Daher wollen wir die Arbeit der Stiftung für das sorbische Volk langfristig sicherstellen und dafür den Bundeszuschuss sichern.</i><br />
<i><br /></i>
<i><br /></i>
Zum Vergleich die drei (!) Absätze im aktuellen Koalitionsvertrag, die sich auf deutsche Minderheiten im Ausland beziehen (also Menschen, die von dieser Regierung überhaupt nicht regiert werden):<br />
<br /><i></i>
<i>Wir bekennen uns weiterhin zur besonderen Verpflichtung gegenüber den Deutschen in Mittelosteuropa und den Nachfolgestaaten der Sowjetunion, die als Aussiedler unSpätaussiedler zu uns kamen oder als deutsche Minderheiten in den Herkunftsgebieten leben. Wir wollen die nationalen Minderheiten in Deutschland und die deutschen Minderheiten in Dänemark, in Mittelost- und Südosteuropa und den Nachfolgestaaten der Sowjetunion weiter fördern. Wir wollen die Maßnahmen zum Erhalt des kulturellen Erbes der Heimatvertriebenen, der Aussiedler und der deutschen Minderheiten unter ihrer Einbeziehung gegebenenfalls auch strukturell weiterentwickeln.</i> (ab Zeile 6340)<br /><br /><i>Die deutschen Volksgruppen und Minderheiten sind Teil unserer kulturellen und historischen Identität, bereichern die kulturelle Vielfalt in ihren Ländern und stellen ein wichtiges Band der Verbindung zwischen Deutschland und seinen Partnerländern dar. Wir wollen sie weiter fördern und unterstützen.</i> (ab Zeile 7363)<br /><br /><i>Das kulturelle Erbe der Deutschen in Mittel- und Osteuropa und das Kulturgut der Vertriebenen, Aussiedler und Spätaussiedler sind wichtige Bestandteile der kulturellen Identität Deutschlands. Wir wollen die im Sinne des §96 des Bundesvertriebenengesetzes tätigen Einrichtungen gemeinsam mit den Heimatvertriebenen, Aussiedlern und deutschen Minderheiten als Träger dieses Erbes sowie im Sinne der europäischen Verständigung für die Zukunft ertüchtigen und die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen stärken.</i> (ab Zeile 8107)<br />
<i></i></div>
Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7950125582462882935.post-44016262096683381092018-01-12T16:24:00.002+01:002018-01-25T12:22:10.787+01:00Sorben und Sachsen – warum das kein Gegensatz ist<div dir="ltr" style="text-align: left;" trbidi="on">
<style type="text/css">p.sdfootnote { margin-left: 0.6cm; text-indent: -0.6cm; margin-bottom: 0cm; font-size: 10pt; line-height: 100%; }p { margin-bottom: 0.25cm; line-height: 120%; }a:link { }a.sdfootnoteanc { font-size: 57%; }</style>
<br />
<div style="line-height: 150%; text-align: justify;">
Dass in Sachsen <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Sorben">Sorben</a> leben, ist kein
großes Geheimnis. Dass einer von ihnen die letzten Jahre Ministerpräsident des Freistaates war, ebenfalls nicht. Die aktuelle Debatte um die – auf vielen Ebenen unhaltbare – Aussage eines
sächsischen Dorfbürgermeisters, Michael Kretschmer sei „der erste
sächsische Ministerpräsident“ (nach zweien „aus den westlichen
Bundesländern […] und einem Sorben“; sh.
<a href="http://www.ardmediathek.de/tv/MDR-extra/Politik-im-B%FCrgercheck-Michael-Kretsch/MDR-Fernsehen/Video?bcastId=7545436&documentId=48488652">hier</a>, ab 40:13) zeigt allerdings wieder einmal bedenkliche
Bewusstseinslücken, was die Rolle der Sorben in Sachsen anbelangt –
und zwar sowohl bei jenen, die diesem Unsinn nicht widersprechen und
nicht widersprochen haben, als auch bei manchen, die Kretschmer und
den MDR nun für ihre fehlende Intervention an jener Stelle
kritisieren.
</div>
<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/fa/KAS-Tillich%2C_Stanislaw-Bild-35471-1.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="563" data-original-width="788" height="228" src="https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/fa/KAS-Tillich%2C_Stanislaw-Bild-35471-1.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Stanislaw Tillich<a href="https://commons.wikimedia.org/wiki/File:KAS-Tillich,_Stanislaw-Bild-35471-1.jpg"> (CDU, CC-BY-SA 3.0)</a></td></tr>
</tbody></table>
<div style="line-height: 150%; text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="line-height: 150%; text-align: justify;">
Stanislaw Tillich, kein Sachse also. Wie
denn auch, mit einem solchen Namen?<sup>¹</sup>
Gerade ihm, dem doch seine Partei als erstem in Sachsen geborenen²
Ministerpräsidenten nach der Wende sogar den markigen Plakatspruch
„Der Sachse“ verliehen hatte und der immerhin neun Jahre dem
Freistaat vorstand, wird in einer Sendung des öffentlich-rechtlichen
Rundfunks – unwidersprochen – ganz nebenbei die sächsische
Bürgerschaft entzogen. Ausgestoßen. Ein Fremder, keiner „von
uns“. Diese Ausgrenzung stieß – leicht verspätet – auf
medialen Rückhall, in den deutschen Medien erst einige Wochen nach
besagter Sendung und nachdem der ehemalige Domowina-Vorsitzende Jan
Nuk sie in <i>Serbske Nowiny </i><span style="font-style: normal;">thematisiert
und der Arzberger Bürgermeister sich </span><span style="font-style: normal;">in
eben jener Zeitung entschuldigt hatte, er habe es „nicht so
gemeint“. </span>
</div>
<div style="line-height: 150%; text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="line-height: 150%; text-align: justify;">
<span style="font-style: normal;">Unmöglich
ist die Bemerkung nicht nur, weil sie einen Teil der angestammten
Bevölkerung des Freistaates – und zufällig jenen mit
nicht-deutscher Muttersprache – einfach mal so „ausbürgert“,
womit insbesondere Deutsche vor dem Hintergrund ihrer Geschichte sehr
vorsichtig sein sollten. Unmöglich ist sie auch, weil „Sachse“
und „Sorbe“ schlicht keine Gegensätze sein können. Es handelt
sich um grundverschiedene Kategorien, wobei eine die territoriale
Herkunft, die andere die ethnische Zugehörigkeit beschreibt. Sachse
ist, wer auf dem Gebiet des Freistaates Sachsen ansässig ist. Ob er
zuhause Deutsch, „Sächsisch“³
oder eben Sorbisch spricht, ist dafür völlig egal.</span><span class="st">⁴</span></div>
<div style="line-height: 150%; text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="line-height: 150%; text-align: justify;">
<b>Wer ist Sachse?</b></div>
<div style="line-height: 150%; text-align: justify;">
Laut Sächsischer Verfassung, Artikel 5,
gehören „dem Volk des Freistaates Sachsen […] Bürger deutscher,
sorbischer und anderer Volkszugehörigkeit an.“ Die Verfassung
meint hier Deutsche und Sorben im ethnischen Sinne, denn „Deutsche
im Sinne des Grundgesetzes“, also deutsche Staatsbürger, sind
Sorben selbstverständlich auch. Und sie schreibt bewusst „<i>Deutsche
</i><span style="font-style: normal;">und Sorben“, nicht etwa
</span><i>Sachsen.</i><span style="font-style: normal;"> Das tut sie
aus einem ganz einfachen Grund: Eine Ethnie der „Sachsen“ gibt es
nicht (mehr) – und gab es auf dem Territorium des heutigen
Freistaats auch nie, ebensowenig wie eine „Sächsische Sprache“.
Der germanische Stammesbund der Sachsen lebte historisch zwischen der
heutigen niederländischen Grenze im Westen und der unteren Elbe im
Osten (also im heutigen Nieder</span><i>sachsen</i><span style="font-style: normal;">),
wo seine Nachbarn slawische Stämme waren, die eine dem Sorbischen
eng verwandte Sprache verwendeten. Die heutigen „Sachsen“ dagegen
stammen nicht von jenem Volk ab, sondern zum Teil von fränkischen
und thüringischen Kolonisten, die ab dem 12. Jahrhundert in die
sorbisch besiedelten Gebiete zwischen Saale und Neiße einwanderten,
zum Teil von späteren Einwanderern (u.a. hunderttausenden Umsiedlern
aus Schlesien) und – zum großen Teil, wie man u.a. an ihren
Familiennamen erkennen kann – eben von der sorbischen
Vorbevölkerung. </span><span style="font-style: normal;">Da sich
diese Linien über die Jahrhunderte selbstverständlich vermischten,
trifft auf die meisten Sachsen wohl alles davon zu. Nicht
auszuschließen ist, dass einige Sachsen sogar tatsächlich ethnisch
sächsische Vorfahren haben – die Regel dürfte es nicht sein.</span></div>
<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/a/ab/Osterreiter_Miltitz.JPG/1024px-Osterreiter_Miltitz.JPG" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="568" data-original-width="800" height="227" src="https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/a/ab/Osterreiter_Miltitz.JPG/1024px-Osterreiter_Miltitz.JPG" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Sorben – irgendwie anders (Buchempfehlung: Elka Tschernokoschewa, <i>Das Reine und das Vermischte. Die deutschsprachige Presse über Andere und Anderssein am Beispiel der Sorben. </i>Waxmann, 2000.)</td></tr>
</tbody></table>
<div style="line-height: 150%; text-align: justify;">
<span style="font-style: normal;"><b><span style="font-style: normal;">Sorben – Fremd und anders?</span></b> </span></div>
<div style="line-height: 150%; text-align: justify;">
<span style="font-style: normal;">Verschiedentlich
wurde </span><span style="font-style: normal;">der Nebensatz des
Arzberger Bürgermeisters</span><span style="font-style: normal;"> </span><span style="font-style: normal;">(in
dessen Gemeinde Orte so wunderbare Namen tragen wie Kaucklitz,
Köllitsch und Triestewitz) </span><span style="font-style: normal;">in
den letzten Tagen auch in deutschen Medien <a href="http://www.tagesspiegel.de/politik/rechtsextremismus-wozu-noch-berichten-wo-der-rassismus-so-verwurzelt-ist-dass-er-gar-nicht-mehr-auffaellt/20819834-2.html">aufgegriffen</a> und
<a href="http://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/id_83030534/sachsen-kretschmer-die-sorben-und-ein-fataler-irrtum.html">thematisiert</a>. Die Ausgrenzung Tillichs, sein Herauswurf aus dem
</span><span style="font-style: normal;">(nicht existenten)</span><span style="font-style: normal;">
„sächsischen Volk“, wurde dabei auch in Zusammenhang gebracht
mit dem in Sachsen stärker als anderswo verbreiteten „Fremdenhass“,
der sich nun schon gegen die „eigene Minderheit“ richte, also
gegen alles „Andere“ im Freistaat. Das Problem an dieser Stelle
ist nur Folgendes: Wir Sorben sind in Sachsen weder „fremd“, noch
„anders“. Wir sind Einheimische, deren Vorfahren </span><span style="font-style: normal;">dieses
Land vor mehr als 1300 Jahren besiedelt haben. </span>
</div>
<div style="line-height: 150%; text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="line-height: 150%; text-align: justify;">
<span style="font-style: normal;">Stanislaw
Tillich – dem mancher es wohl übel nahm, dass er seine sorbische
Muttersprache nicht verleugnete – sagte einmal, man könne darüber
debattieren, wer „zuerst hier war“ – Sorben oder Deutsche.
Nein, kann man nicht. Vor der Einwanderung besagter Kolonisten ab dem
12. Jahrhundert sprachen die Einwohner des heutigen Sachsens –
Milzener, Daleminzier, Besunzane und ihre verwandten Stämme, die an
Neiße, Spree, Elbe und Mulde lebten – kein „Deutsch“ (und erst
recht kein „Sächsisch“), sondern verschiedene slawische
Mundarten der sorbischen Gruppe. Und natürlich nannten sie sich auch
nicht „Sachsen“, sondern höchstwahrscheinlich „Sarby“,
„Serby“ oder „Sorby“. </span><span style="font-style: normal;">Als
slawischsprachige Sorben erhalten geblieben sind einzig einige
Nachfahren der Milzener in der Ober- und der Lusitzer in der
Niederlausitz. Was aber geschah mit dem Rest? Wo sind die Nachfahren
der Daleminzier und Besunzane?</span></div>
<div style="line-height: 150%; text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="line-height: 150%; text-align: justify;">
<b>Wer war eher da?</b></div>
<div style="line-height: 150%; text-align: justify;">
Nahezu das gesamte Territorium des
heutigen Freistaats – abgesehen von den gebirgigen Regionen am
Südrand – hat (auch) eine sorbische Geschichte. Nur ist sie in den
meisten Gegenden eben schon etwas länger her als in der Lausitz, wo
es noch vor 130 Jahren Orte gab, in denen die wenigsten Bewohner
Deutsch beherrschten. Dass Orte in Sachsen aus dem Sorbischen
stammende Namen wie Dresden („Auenbewohner“), Leipzig
(„Lindenort“), Chemnitz („Steinbach“) oder Oelsnitz
(„Erlenbach“) tragen, ist schließlich kein Zufall. Es liegt
schlicht daran, dass die meisten sächsischen Städte sich aus
sorbischen Dörfern entwickelten. Aus dem selben Grund sind
slawischstämmige Familiennamen wie Noack, Pietsch oder eben auch
Kretschmer in ganz Sachsen verbreitet.
</div>
<div style="line-height: 150%; text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="line-height: 150%; text-align: justify;">
Nun sind die Sorben von Leipzig, Dresden
und Chemnitz nicht einfach verschwunden, sie wurden nicht vertrieben
und auch nicht ethnisch gesäubert und durch Deutsche ersetzt. Nein,
sie haben schlicht im Laufe der letzten acht Jahrhunderte ihre
sorbische Sprache abgelegt und wurden zu Deutschen. Ja, ethnische
Zugehörigkeit und Muttersprache lassen sich wechseln – zugegeben
ebenfalls eine Binsenweisheit, die heutzutage nicht sonderlich
populär ist. Aus Sorben können Deutsche werden – und umgekehrt,
wofür es in der Lausitz einige Beispiele gibt. Wie dieser Prozess
abläuft, lässt sich bei uns rund um Bautzen bis heute beobachten.
Noch nach dem Zweiten Weltkrieg war die Bevölkerungsmehrheit in
Orten wie Malschwitz oder Guttau sorbischsprachig und es gab eine
Reihe sorbischer Vereine, die in diesen Orten wirkten. Heute leben
dort nur noch ein paar einzelne Sorben, aber das heißt nicht, dass
die anderen verschwunden wären. Nein, sie sind schlicht die
Vorfahren der heutigen Bewohner, freilich mit der Ausnahme jener
Familien, die nach 1945 aus Schlesien zuwanderten oder noch später
aus anderen Gegenden hinzukamen.</div>
<div style="line-height: 150%; text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="line-height: 150%; text-align: justify;">
Das zeigt gleichermaßen, dass die
Debatte darüber, wer „eher da war“, einigermaßen sinnlos ist.
Wir können anhand der Siedlungsgeschichte zweifelsfrei feststellen,
dass zuerst Sorbisch und erst später Deutsch gesprochen wurde. In
einigen Lausitzer Dörfern hielt das Deutsche erst gegen Ende des 19.
Jahrhunderts Einzug.
</div>
<div style="line-height: 150%; text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="line-height: 150%; text-align: justify;">
Die Frage, wer „Erster“ war, ist
jedoch auch generell irreführend, eben weil die Mehrheit der
heutigen „Sachsen“ über kurz oder lang zumindest zum Teil von
der sorbischsprachigen Vorbevölkerung abstammt, auch wenn das den
meisten nicht bewusst sein mag – übrigens auch vielen Sorben
nicht. An diesem Punkt führt selbst die sächsische Verfassung in
die Irre, die die Existenz zweier voneinander getrennter Staatsvölker
in Sachsen nahelegt. Tatsächlich ist natürlich sowohl der Wechsel
von der einen in die andere Gruppe als auch eine doppelte
Identifizierung ohne Weiteres möglich. Um die Perspektive zu
wechseln, könnte man daher auch von einem einheitlichen „sächsischen
Staatsvolk“ sprechen, dessen kleinerer Teil bis heute Sorbisch
spricht, während der größere Teil die Sprache irgendwann im Laufe
der letzten 45 Generationen gewechselt hat.</div>
<div style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<b>Bewusstseinslücken</b></div>
<div style="line-height: 150%; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="line-height: 150%; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
Ein großes Problem
bleibt, dass dieser sorbische Teil der sächsischen Geschichte den
wenigsten im Freistaat überhaupt bekannt ist. Als Sorben kennen sie
jenes bunt gekleidete Völkchen zwischen Bautzen, Kamenz und
Hoyerswerda, dass zu Ostern durch die Gegend reitet und Eier bemalt.
Dass diese Leute und ihre „fremde“ Sprache irgendetwas mit ihnen,
ihrer Heimat und ihrer Familiengeschichte zu tun haben könnten,
kommt ihnen überhaupt nicht in den Sinn. Leider beschränkt sich
schon der Heimatkundeunterricht, und zwar nicht nur außerhalb der
Lausitz, auf eben genau dieses Sorbenbild, anstatt zu erwähnen, aus
welcher Sprache die Namen beinahe aller größeren sächsischen
Städte und ein Großteil der Familiennamen der „Sachsen“
stammen. Und die Tatsache, dass sich der MDR mit einer halben Stunde
sorbischen Fernsehens monatlich (!) begnügt, während es in
Österreich immerhin für ein halbstündiges Magazin in der Woche auf
Slowenisch und Burgenlandkroatisch reicht, macht das Ganze nicht
besser. Projekte wie der erst kürzlich erschienene Film „Die
Slawen – <i>unsere </i><span style="font-style: normal;">geheimnisvollen
</span><i>Vorfahren</i><span style="font-style: normal;">“</span><span style="font-style: normal;"><span class="st">⁵</span>
sind ein guter Ansatz, das zu ändern, auch wenn rätselhaft bleibt,
warum die interviewten sorbischen Wissenschaftler nur in der </span><a href="http://www.ardmediathek.de/tv/Wuhladko/Wir-Slawen-in-Deutschland-1-3/MDR-SACHSEN/Video?bcastId=7545372&documentId=48083400"><span style="font-style: normal;">sorbisch</span><span style="font-style: normal;">sprachigen</span></a><span style="font-style: normal;">
Version des Films, nicht jedoch in der
<a href="https://www.youtube.com/watch?v=ywJwfvH8azA">deutschen</a> zu Wort kommen. Vielleicht würde ja ein größeres
Bewusstsein über die slawischen Wurzeln dieses Landes sogar der
einen oder anderen leidigen Debatte um finanzielle Mittel für den
Erhalt und die Entwicklung sorbischer Sprache und Kultur einen
anderen Ton – und eine andere Wichtigkeit – verleihen.</span></div>
<div style="line-height: 150%; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="line-height: 150%; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="line-height: 150%; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
Sorbische Sprache
und Kultur sind untrennbar mit Sachsen verbunden und haben dessen
Geschichte und seine Bewohner über lange Zeit mitgeprägt – in der
Lausitz bis heute. Dass man diesen Teil der eigenen Identität, die
doch besonders in Sachsen gerne hochgehalten wird, des Öfteren
vergisst, in schlimmeren Fällen gar verleugnet, ist erstaunlich in
einem Land, dass oft (zu oft?) darauf bedacht ist, seine Eigenheiten
zu bewahren. Dass zu diesen Eigenheiten auch der Umstand zählt, dass
der Großteil Sachsens und seiner Bevölkerung eben nicht nur eine
„deutsche“ Geschichte hat, gehört allen Sachsen ins Stammbuch
geschrieben. Vielleicht lassen sich dann ja auch einige andere
Probleme etwas entspannter angehen.<br />
<br />
<br />
<i>Update: Michael Kretschmer hat nach einem Treffen mit sorbischen Vertretern am 25. Januar (Vogelhochzeit) dann doch noch einmal klargestellt, dass die Sorben zu Sachsen gehören:</i><br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhVkR-mbT5MUOVS9nk24xOsLcsaBY3tlaBWdoF5QwKpJ_5WrwHI1dT2kMWcNyw3V4yXR9ro3HtGguoAqvX8DRupRsmpEG3xpsj1tmrGk9EdfLTBYWrVzfRGb6jhjnsgdy4eBfmHE9V1k5Tj/s1600/Auswahl_136.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="362" data-original-width="577" height="250" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhVkR-mbT5MUOVS9nk24xOsLcsaBY3tlaBWdoF5QwKpJ_5WrwHI1dT2kMWcNyw3V4yXR9ro3HtGguoAqvX8DRupRsmpEG3xpsj1tmrGk9EdfLTBYWrVzfRGb6jhjnsgdy4eBfmHE9V1k5Tj/s400/Auswahl_136.png" width="400" /></a></div>
<div style="text-align: center;">
<i> </i>https://twitter.com/MPKretschmer/status/956459126627885056</div>
</div>
<div style="line-height: 150%; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="line-height: 150%; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="footnotes">
<hr ol="" />
<br />
<span style="font-size: x-small;">1: Darauf
zielte auch der in Sachsen und insbesondere beim MDR-Publikum
äußerst populäre Kabarettist Uwe Steimle mit seiner
Nebenbemerkung in der WDR-Sendung „Mitternachtsspitzen“ vom 23.
Mai 2015, wo er nicht nur
<a href="http://www.sz-online.de/nachrichten/das-muss-sich-steimle-gefallen-lassen-3813885.html">antisemitische Stereotypen</a> bediente, sondern Tillich auch als
„unseren sorbischen Ministerpräsidenten“ bezeichnete und höhnisch ergänzte: „Das
hört man ja, Stanisław, das ist ein deutscher Name.“ (sh.
<a href="https://www.youtube.com/watch?v=H7LWwodDjmE"> hier</a>, ab 05:20) Diesen "Witz" erzählt Steimle im Übrigen schon <a href="http://www.sz-online.de/nachrichten/kultur/der-mittagsschlaf-wird-weltkulturerbe-2566499.html">seit einer Weile</a>.</span><br />
<br />
<span style="font-size: x-small;">2: Und
zwar in Neudörfel/Nowa Wjeska im heutigen Landkreis Bautzen, einem
Ort, der bis heute mehrheitlich sorbischsprachig ist.</span></div>
<div class="footnotes">
</div>
<div class="footnotes">
<span style="font-size: x-small;">3: Die
Anführungszeichen beziehen sich darauf, dass im linguistischen
Sinne kein Mensch in Sachsen die (ausgestorbene) Sächsische Sprache
spricht.</span></div>
<div class="footnotes">
</div>
<div class="footnotes">
<span style="font-size: x-small;">4: Freilich
sind nicht alle Sorben gleichzeitig Sachsen, sondern manche –
nämlich jene in der Niederlausitz – stattdessen Brandenburger.
Komischerweise hat man noch nie gehört, dass ihnen diesen Status
irgendwer im nördlichen Nachbarland hätte aberkennen wollen.
Zugleich würde auch kein Mensch auf die Idee kommen, von der
Existenz einer „brandenburgischen Ethnie“ zu fabulieren. </span></div>
<div class="footnotes">
</div>
<div class="footnotes">
<span style="font-size: x-small;">Des weiteren fühlen sich längst nicht alle
sächsischen Sorben auch als „Sachsen“, wie u.a. eine
Untersuchung von Leoš Šatava zu Sprachverhalten und ethnischer
Identität bei sorbischen Schülern zeigte. Das jedoch ist eine
individuelle Entscheidung, die noch lange niemanden berechtigt, uns
im eigenen Land mal eben zu „Fremden“ zu erklären.</span></div>
<div class="footnotes">
</div>
<div class="footnotes">
<span style="font-size: x-small;">5: Hervorhebung
im Titel durch mich.</span>
</div>
</div>
Unknownnoreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-7950125582462882935.post-18363908950618246602017-01-05T08:59:00.001+01:002017-01-05T08:59:42.160+01:00Aus längst vergangenen Zeiten<div dir="ltr" style="text-align: left;" trbidi="on">
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhK-hkZm8gIBNI8P8l3sQT_Ern0gYBz5rhPOTbLCYqqRJtO82FKs5J73aiFZqlK6vru4gm5ikjcreOxYW3EcRT3sOAB7Vv8TrrWpEHpMtkNA9GfvEwDom-3W7MLA93BxlOG9AoKBmHM3GWM/s1600/Auswahl_131.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="159" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhK-hkZm8gIBNI8P8l3sQT_Ern0gYBz5rhPOTbLCYqqRJtO82FKs5J73aiFZqlK6vru4gm5ikjcreOxYW3EcRT3sOAB7Vv8TrrWpEHpMtkNA9GfvEwDom-3W7MLA93BxlOG9AoKBmHM3GWM/s320/Auswahl_131.png" width="320" /></a></div>
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Ja, diese Sorben sind schon ein putziges Völkchen. Wenn sie sich nur nicht immer <a href="http://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/1539361" target="_blank">überall breitmachen würden.</a><br />
</div>
Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7950125582462882935.post-45081024304274908112015-05-13T11:58:00.000+02:002015-05-13T11:58:08.157+02:00<div dir="ltr" style="text-align: left;" trbidi="on">
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjaAdpVZVNS0FlCr9JUmcE7Rwu9wx9sX_Z5b8dtwtYrKhEGvsa7RyqQcd-XaAA_3onPADVjcB6I_iHb9GDIa2G1ReR4zA1mz_HtSFmXo97ogwq9TUzivKV9YP6wLIQJuIDw48uMyp9xm2Oo/s1600/final-facebook-flyer.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjaAdpVZVNS0FlCr9JUmcE7Rwu9wx9sX_Z5b8dtwtYrKhEGvsa7RyqQcd-XaAA_3onPADVjcB6I_iHb9GDIa2G1ReR4zA1mz_HtSFmXo97ogwq9TUzivKV9YP6wLIQJuIDw48uMyp9xm2Oo/s640/final-facebook-flyer.jpg" width="460" /></a></div>
<br />
16.05.15 // 20h // Kamjentny dom (Steinhaus) Budyšin // Zastup: 10/7 eurow</div>
Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7950125582462882935.post-51661033587436509982015-03-28T14:06:00.003+01:002015-03-28T16:27:31.633+01:00Das Tausendjährige Miteinander<div dir="ltr" style="text-align: left;" trbidi="on">
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<i>Anmerkung: Nachfolgender Text ist undifferenziert und polemisch. Wie immer ist die ganze Geschichte deutlich facettenreicher als hier dargestellt. Die Zuspitzung dient hier einzig und allein der Entlarvung einer sinnentleerten Phrase.</i><br />
<br />
Schon seit Monaten wird nun auch in deutschen Medien <a href="http://lauterbautzner.blog.de/2014/11/19/mediale-betrachtung-ueberfaellen-sorbische-jugendliche-19731252/" target="_blank">über mutmaßlich rechtsextrem motivierte Angriffe gegenüber Sorben berichtet</a>, die im Jahr 2014 mit der physischen Bedrohung sorbischer Jugendlicher auf sorbischen Dörfern – also zuhause – eine gewisse neue Dimension erhielt. Pünktlich zur Hauptversammlung der Domowina widmet sich die FAZ <a href="http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/rechtsextremismus/angriffe-auf-sorben-alter-hass-in-neuen-kleidern-13509759-p2.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2" target="_blank">noch einmal demselben Thema</a>. Der Anlass ist wohl, dass erste Verdächtige gefasst wurden. Was ja ein gutes Zeichen wäre. Dazu gibt es ein paar O-Töne von Diana Pawlikowa, Jan Nuk, David Statnik, Alfons Ryćer und Stanisław Tillich. Wobei mir nicht einleuchtet, was letzterer mit sorbischer Politik zu tun haben soll (sh. Vattenfall), aber das spielt hier keine Rolle.</div>
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<br /></div>
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Obwohl der Worte über 15 Trottel, die aus Blödheit und Langeweile auf die Idee kamen, Sorben klatschen zu fahren, eigentlich genug gewechselt waren, hält der Artikel noch ein paar interessante Anmerkungen bereit. So betont Diana Pawlikowa, dass die Leute in Panschwitz sich eigentlich zuvorderst als Panschwitzer sehen, und dann vielleicht als Sorben bzw. Deutsche. Ein sympathischer Gedanke, der einem aus dem ehemaligen Jugoslawien bekannt vorkommt. Alfons Ryćer meint: „Wenn ich mich am Telefon auf Sorbisch melde, fällt schon mal der Satz: ‚Wir sind doch hier in Deutschland!‘“ Warum der "Jugendfreund von Tillich" (so im Artikel) dann unlängst ausgerechnet der AfD beitreten musste, also einer Partei, die gemeinhin besonderen Wert darauf legt, dass "wir hier in Deutschland" seien, bleibt wohl sein Geheimnis. David Statnik betont, dass die Lausitz ein "gemeinsamer Schicksalsraum" von Sorben und Deutschen sei, den man auch gemeinsam schützen müsse und kommt damit der Herausforderung dieser Zeit, nämlich zu verbinden statt zu trennen, ziemlich nahe.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Den Vogel abgeschossen hat allerdings Stanisław Tillich, der einmal mehr die Sonntagsphrase vom vorgeblichen "1000-jährigen friedlichen Miteinander" von Sorben und Deutschen ins Feld führt. Abgesehen davon, dass tausend Jahre in Deutschland – wie auch in diesem Fall – bekanntlich sehr kurz sein können, trägt diese leider vielbenutzte Wendung kaum dazu bei, das Problem zu verstehen. Wer nach dem "friedlichen Miteinander" googelt, wird feststellen, dass von ihm meist die Rede ist, wenn es entweder nicht existiert oder zumindest arg bedroht ist. Ob zweiteres in der Lausitz der Fall ist, kann man diskutieren, mich interessiert aber ersteres.</div>
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<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Was Tillich – und jeder andere, der dieses rhetorische Muster
bemüht – in seiner Sonntagsrede (bewusst?) unterschlägt, ist zum Ersten, dass es "Deutsche" im Sinne
von ethnisch und/oder sprachlich Deutschen in den meisten sorbischen
Dörfern erst <a href="https://hsb.wikipedia.org/wiki/Lis%C4%87ina_serbskich_wsow_1884/85" target="_blank">seit reichlich 100 Jahren gibt</a>, von einem "Miteinander" vor dem 19. Jahrhundert also praktisch von vornherein keine Rede sein kann. Es bestand wohl auch keine grundsätzliche Feindschaft; vielmehr war es vermutlich so, dass die meisten Sorben einfach keine Deutschen kannten, mit einigen Ausnahmen natürlich: Gutsherr, in regelmäßigen Abständen wiederkehrende Soldaten, gelegentlich Dorflehrer und später je nach Region Landvermesser oder Industrielle. Ersteren war der sorbische Bauer verpflichtet und musste ihnen dienen, die zweiteren musste er bei sich einquartieren, der Lehrer (oft genug auch selbst ein Sorbe) schlug seine Kinder mit dem Rohrstock, wenn sie die falsche Sprache benutzten und letztere gaben ihm zwar einen besseren Verdienst, baggerten dafür allerdings auch sein Dorf ab. Ob man das nach heutigen Maßstäben als "friedliches Miteinander" bezeichnen sollte, ist zumindest fraglich. In den meisten Fällen gab es einfach kein Miteinander, schon gar nicht "seit 1000 Jahren".</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Soviel also zu den persönlichen Beziehungen, die zwischen "Sorben" und "Deutschen" (die sich unter diesen Namen auch noch nicht seit 1000 Jahren unterscheiden lassen) so bestanden. Interessanter ist aber noch ein zweiter Punkt: Dort, wo der sorbische Bauer noch am ehesten mit dem "Deutschen" in Kontakt kam, handelte es sich in der Regel um eine eher unpersönliche Beziehung zur deutsch(sprachig)en Obrigkeit, zum deutschen Staat. Schauen wir uns diese Beziehung etwas näher an, müssen wir allerdings feststellen, dass jenes
"friedliche Miteinander" in den ersten 900 Jahren überwiegend aus
Sprachverboten in Gerichten, Zünften, Schulen und Kirchen, aktiver Germanisierungspolitik und – zum
dicken Ende hin – zeitweise handfester politischer Verfolgung durch
verschiedene deutsche Staaten bestand. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
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Beispiele für Sprachverbote kennen wir aus Leipzig, Altenburg und anderen früher sorbischen Gebieten bereits aus dem 14. Jahrhundert. Beispiele für einsprachig sorbische Dörfer, in denen auf Beschluss z.B. des Lübbener Konsistoriums der sorbische Gottesdienst durch deutschen ersetzt wurde, ebenfalls. Die Kinder, denen ihre Sprache vom Lehrer unter Einsatz der Prügelstrafe verboten wurde, fanden bereits Erwähnung. Weitere bedauerliche Einzelfälle finden sich u.a. bei <a href="http://www.domowina-verlag.de/index.php/wissenschaftliche-bucher/kulturforschung-und-volkskunde/wie-man-seine-sprache-hassen-lernt.html" target="_blank">Měrćin Wałda</a>, der sich wiederum zu großen Teilen auf die Beschreibungen von <a href="http://www.lausitz.la/muka1876-1.htm" target="_blank">Arnošt Muka</a> (dort auf Sorbisch) aus den 1870er Jahren beruft. Lassen wir die unzähligen Bauernaufstände und die Tatsache, dass es tatsächlich slawische Stämme gab, die sich gegen ihre Einbeziehung in das Heilige Römische Reich wehrten, hier aus Zeitgründen einfach mal weg. Es ist auch so erkennbar, dass die Geschichte des "Tausendjährigen friedlichen Miteinanders" eine ziemlich asymmetrische ist, und wenn sie "friedlich" war, dann wohl oft nur, weil der Bauer keine Waffen hatte. Oder weil sich einfach keiner für die Sorben interessierte, da hinten in ihrer Lausitz.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Nun könnte man darüber natürlich
reden. Gerade heute, seit ein paar Jahrzehnten, gibt es ja tatsächlich so etwas wie ein "Miteinander", manchmal sogar auf Augenhöhe. Man kann aber auch monatelang über 15 Nazitrottel reden. Letzteres ist
einfacher. Klar ist, dass offensichtlich ethnisch motivierte
Anfeindungen konsequent verfolgt und bestraft werden müssen. Aber die
Frage, woher dieser Hass so "plötzlich" kommt, sollte doch naheliegen. Nicht, dass der am Ende etwas mit dem "Miteinander" zu tun hat? Nicht, dass Sorbenfeindlichkeit und genereller Hass gegen Leute, die anders sprechen, aussehen oder glauben, am Ende gut gehegte Traditionen sind, die es zu bekämpfen gilt? Man kann gegen solche Dinge angehen, auch wenn es mühsam ist und oft genug nicht zum Erfolg führen wird. Man kann sich aber auch zurücklehnen und vom "friedlichen Miteinander" schwafeln, das es niemals gab.</div>
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<br /></div>
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<br /></div>
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<i>Zum selben Thema:</i></div>
<ul style="text-align: left;">
<li><a href="http://lauterbautzner.blog.de/2015/01/05/sorben-raus-sachbeschaedigung-19927880/" target="_blank"><i>"Sorben raus" ist auch nur eine Sachbeschädigung.</i></a></li>
<li><a href="http://lauterbautzner.blog.de/2014/11/12/sorben-kommunisten-vergasen-erschiessen-19698959/" target="_blank"><i>"Sorben und Kommunisten, vergasen und erschießen!"</i></a></li>
</ul>
</div>
Unknownnoreply@blogger.com3tag:blogger.com,1999:blog-7950125582462882935.post-65083074650956005762012-08-08T12:49:00.000+02:002012-08-08T12:50:42.456+02:00Aus dem Deutschen Nationalensemble Bautzen<div dir="ltr" style="text-align: left;" trbidi="on">
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiHHjoEAVghXGvCzay2QChg3iBdKw4_RzArygukqaLHp48fBinHVxA7CGaxmjVWYzu0MIKebVxl6_j0Z7pOkX8dHc9fJIUW3AM0a7eQjS3JSU73PYK-ikw7Uv9E_pAuiSrsAw7jkdKr5u_x/s1600/911e0520ab.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="185" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiHHjoEAVghXGvCzay2QChg3iBdKw4_RzArygukqaLHp48fBinHVxA7CGaxmjVWYzu0MIKebVxl6_j0Z7pOkX8dHc9fJIUW3AM0a7eQjS3JSU73PYK-ikw7Uv9E_pAuiSrsAw7jkdKr5u_x/s400/911e0520ab.jpg" width="400" /></a></div>
<br />
<div style="text-align: justify;">
Mit diesem freundlichen Flyer wirbt das Sorbische Nationalensemble momentan für einen Familiensonntag in der Slawenburg Raddusch. Moment mal. Das SNE? Fehlt da nicht irgendetwas? Wer gedacht hatte, mit der Einstellung von Milena Vettraino - einer "waschechten Sorbin" - wäre mittlerweile wieder sorbischer Geist in das Ensemble eingekehrt (der vorher nicht da war?), der hat sich wohl getäuscht. In der Zwischenzeit mussten wir von einer Veranstaltung lesen, bei der vom Kinderchor beinahe ausschließlich deutsche Volkslieder gesungen wurden. Dem Niedersorbischen wurde vor Gericht abgesprochen, eine eigenständige Sprache zu sein. Ein sorbischer Bewerber für den Chor wurde abgewiesen, wobei die Begründung nicht wirklich klar wurde. Und jetzt sind wir offensichtlich schon bei einsprachig deutschem Werbematerial angelangt. Wer genau hingeschaut hat, dem wird ein gewisser Trend nicht verborgen geblieben sein. Auch in der folgenden Werbung ist bereits eine klare sprachliche Hierarchie zu erkennen:</div>
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjBM3r0jkvS0QhjcD2K-Pl6RzrKhvQBhaZD6QRawbxeudM5TwSM139fbdYB-c6ySzxBgKDIHNKOlLUVlT85rp3AsubmzSOTHPugurE2wNTbh47Ds992ZrjKb1r5DKcvAshCpaaAS8_rztkn/s1600/53009d8919.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="187" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjBM3r0jkvS0QhjcD2K-Pl6RzrKhvQBhaZD6QRawbxeudM5TwSM139fbdYB-c6ySzxBgKDIHNKOlLUVlT85rp3AsubmzSOTHPugurE2wNTbh47Ds992ZrjKb1r5DKcvAshCpaaAS8_rztkn/s400/53009d8919.jpg" width="400" /></a></div>
<br />
<div style="text-align: justify;">
Sorbische Trachten und Tänze sind schön und gut. Die Förderung des Sorbischen ist aber niemals und unter keinen Umständen möglich ohne die sorbische Sprache! Wenn das selbst der größten "sorbischen Institution" unter einer "sorbischen Intendantin" nicht klar ist, stellt sich für mich auf einmal wieder die Frage, wofür diese über 4 Millionen Euro jährlich von der sorbischen Stiftung erhält. Nichts gegen deutsche Volkslieder und deutsche Werbung. Aber müssen für ein deutsches Ensemble wirklich sorbische Gelder fließen?</div>
</div>Unknownnoreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-7950125582462882935.post-60434495455790358572012-06-28T22:22:00.001+02:002012-06-28T22:22:16.520+02:00Serbska science-fiction z 19. lětstotka<div dir="ltr" style="text-align: left;" trbidi="on">
Zaso raz zajimawy dokument, tónkróć z pjera wulkeho serbskeho wědomostnika Arnošta Muki: <i><a href="http://www.lausitz.la/muka1876-1.htm" target="_blank">Pućowanje po Delnjej Łužicy</a> </i>z lěta 1876 nětko online na www.luzica.la. Komentar šefredaktora Noweho Casnika: "<span class="commentBody" data-jsid="text"><span>To se źinsa lazujo hejnak science-fiction-literatura</span><wbr></wbr><span class="word_break"></span>." Prawje ma.</span></div>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7950125582462882935.post-74777588076338918802012-05-31T18:10:00.002+02:002012-06-01T20:33:29.853+02:00Warum nicht auf Sorbisch?<div dir="ltr" style="text-align: left;" trbidi="on">
<div style="text-align: justify;">
Im Laufe der letzten Woche beklebten bisher unbekannte Aktivisten - womöglich beeinflusst durch ähnliche Aktionen in Wales, über die u.a. <a href="http://don-julio.blogspot.de/2012/04/konsequente-zweisprachigkeit-so-wirds.html" target="_blank">hier berichtet wurde</a> - zahlreiche einsprachige Wegweiser und sonstige Schilder in und um Bautzen mit der Frage "A serbsce? Und auf sorbisch?". Die roten Aufkleber machten dabei auf den inakzeptablen Zustand der zweisprachigen Beschilderung in Bautzen aufmerksam. Bisher wird in der "sorbischen Hauptstadt" nämlich - abgesehen von einigen Orten in der näheren Umgebung und dem Deutsch-Sorbischen Volkstheater - fast nichts zweisprachig ausgeschildert. Das jedoch steht, wie heute auch in der Sächsischen Zeitung betont wurde, klar im Widerspruch zum Sächsischen Sorbengesetz (siehe unten) und auch zum Eigenanspruch der Stadt Bautzen, "Hauptstadt der Sorben" sein zu wollen.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Sorbische Medien - <a href="http://www.mdr.de/serbski-program/rozhlos/aktualne-prinoski/audio254990.html" target="_blank">Rundfunk</a>, Zeitung und <a href="http://piwarc.wordpress.com/2012/05/22/akcija-preciwo-ilegalnej-jednorecnosci/" target="_blank">Blogger</a> - nahmen die Aktion zunächst mit Wohlwollen auf; auch Domowina-Vorsitzender Dawid Statnik äußerte sich in einem Telefoninterview unterstützend. Mit Genugtuung wurde auch registriert, dass die vom Ordnungsamt Bautzen zwischenzeitlich ohne Kommentar entfernten Aufkleber in der Westvorstadt "über Nacht zurückkehrten". Einer, der in solchen Fällen seine Stimme erheben sollte, tat dies schließlich auch und sorgte am Wochenende für das erste Auftauchen der Aufkleber-Aktion in der deutschen Presse.<br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/5b/Rosenthal_Stra%C3%9Fenschilder.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="252" src="http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/5b/Rosenthal_Stra%C3%9Fenschilder.JPG" width="320" /></a></div>
<div style="text-align: center;">
<i>Zweisprachige Beschilderung...</i></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhVGIVlSGQpJlvhdO2HWwrZP-PbKSy8F9LuwOIzShrpRFlVh0RUq92bNucsWKyBt5GO-iRsY3JANiv07-tjdqLwhIiJnSk5u_3OeF36sfx5PANFmZNJd3vODd2mrRAVymMbLWk4RbQK_1Gh/s1600/IMG_0441.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhVGIVlSGQpJlvhdO2HWwrZP-PbKSy8F9LuwOIzShrpRFlVh0RUq92bNucsWKyBt5GO-iRsY3JANiv07-tjdqLwhIiJnSk5u_3OeF36sfx5PANFmZNJd3vODd2mrRAVymMbLWk4RbQK_1Gh/s320/IMG_0441.JPG" width="220" /></a></div>
<div style="text-align: center;">
<i>...sucht man (nicht nur) in Bautzen leider oft vergeblich.</i></div>
</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Gerade der "Beauftragte für sorbische Angelegenheiten" (!) des Landkreises Bautzen - Benedikt Cyž - verurteilte in einer <a href="http://www.landkreis-bautzen.de/download/presse/0652012.pdf" target="_blank">Pressemitteilung</a> die Aktion aufs Schärfste, unter Bezugnahme auf hanebüchene Argumente ("Verkehrssicherheit") und in einer völligen Ignoranz des Fakts, dass der Großteil der öffentlichen Schilder im sorbischen Siedlungsgebiet <i>rechtswidrig</i> einsprachig sind. Stattdessen beklagte er eine angebliche Gefährdung seines eigenen Projektes der längst überfälligen "Fehlerkorrektur" auf bereits jetzt zweisprachigen Schildern. Worin der Zusammenhang zwischen beiden Problemen besteht, erläuterte er dagegen nicht. Mit seiner Mitteilung stellte Cyž unglücklicherweise auch die Absurdität seiner Aufgabe im Landratsamt unter Beweis. Er ist sicher nicht zu beneiden um eine Anstellung, die ihn zwar verpflichtet, sich um sorbische Bedürfnisse zu kümmern, ihn andererseits aber auch in die engen Verwaltungsvorschriften seines Arbeitgebers zwängt. Dennoch war so mancher vor allem über den scharfen - stellenweise beinahe beleidigten - Ton der Mitteilung erschrocken:</div>
<div style="text-align: justify;">
<blockquote class="tr_bq">
<i>"Leider gibt es Mitmenschen, die sich im Verborgenen mit dem Aufkleber „a serbsce – und sorbisch?“, angebracht an verschiedenen öffentlich zugänglichen Stellen und Informationspunkten, in Szene setzen wollen [...] ."</i> - Im Verborgenen in Szene setzen? Wie stellt er sich das vor? Nun gut...</blockquote>
</div>
<div style="text-align: justify;">
Nach einem Aufruf, die "sinnlosen Klebeaktionen" zu unterlassen, forderte Cyž schließlich sogar die Bautzener Bürger dazu auf, nächtliche Schilderstürmer künftig zu denunzieren:</div>
<div style="text-align: justify;">
<blockquote class="tr_bq">
<i>"Neben der bereits erfolgten polizeilichen Anzeige gegen Unbekannt bitte ich alle Bürger</i><br />
<i>um ihre Mithilfe, damit diese Art von Sachbeschädigung und Eingriff in die Verkehrssicherheit zukünftig unterbleibt." </i></blockquote>
</div>
<div style="text-align: justify;">
Ob dieser Appell im Sinne der sorbischen Mitbürger ist, die Benedikt Cyž zu vertreten hat, ist wohl zweifelhaft. Der sorbische Blogger Piwarc fordert jedenfalls schon - nicht unbedingt zu Unrecht - den <a href="http://piwarc.wordpress.com/2012/05/25/benedikt-cyz-njech-wotstupi/" target="_blank">Rücktritt von Cyž</a>, der seine Aufgaben als Sorbenbeauftragter offenbar zugunsten der Belange des Straßenbauamtes zu vernachlässigen beginnt. Dass Cyž in Anbetracht seiner Aufgabe einen inakzeptablen und rechtswidrigen Zustand auf Bautzener Straßen verteidigt, ist nicht nur peinlich, sondern auch bedenklich. Zur rechtlichen Absicherung der anonymen Aktivisten, gegen die der Landkreis nun offensichtlich Anzeige erstattet hat, sei hier noch einmal das Sächsische Sorbengesetz, Paragraph 10 zitiert:</div>
<div style="text-align: justify;">
<blockquote class="tr_bq">
<i>"Die Beschilderung im öffentlichen Raum durch die Behörden des
Freistaates Sachsen und die seiner Aufsicht unterstehenden
Körperschaften, Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts,
insbesondere an öffentlichen Gebäuden, Einrichtungen, Straßen, Wegen,
öffentlichen Plätzen und Brücken, soll im sorbischen Siedlungsgebiet </i><i>in
deutscher und sorbischer Sprache erfolgen."</i></blockquote>
</div>
<div style="text-align: justify;">
Mit anderen Worten ist die Aufkleber-Aktion im Sinne des sächsischen Gesetzes prinzipiell gerechtfertigt. Völlig unbeeindruckt davon der Sorbenbeauftragte des Landkreises in seiner Pressemitteilung u.a.:</div>
<div style="text-align: justify;">
<blockquote class="tr_bq">
<i>"Zu beachten ist dabei, dass Orte, die außerhalb des sorbischen Siedlungsgebietes liegen, nicht zweisprachig beschriftet werden." </i></blockquote>
</div>
<div style="text-align: justify;">
Aus welchem Grund sollte das "zu beachten sein", wo doch das Sorbengesetz kein Wort über eine solche Einschränkung verliert? Wer sagt das überhaupt? Eine Verwaltungsvorschrift, die älter ist als das Sächsische Sorbengesetz, gegen dessen Intention verstößt und daher schon vor 20 Jahren hätte angepasst werden müssen? Anstatt stur auf der Deutungshoheit seiner Behörde zu beharren, sollte sich Herr Cyž lieber Gedanken machen, warum das Landratsamt Bautzen aufgrund einer veralteten Verwaltungsentscheidung seit Jahren gegen geltendes sächsisches Recht verstößt und was er persönlich dagegen unternehmen könnte. Das gleiche gilt im Übrigen für die Stadt Bautzen, die sich mit ihrer ersten Reaktion auf die Aktion - der Benennung des Bußgeldes für "Ordnungswidrigkeiten" dieser Art - sicherlich keine Freunde gemacht hat.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Ohnehin ist es irritierend, dass den betroffenen Behörden keine bessere Antwort auf eine offenbar berechtigte Kritik an illegaler Einsprachigkeit einfällt, als das Drohen mit Bußgeldern und Anzeigen aufgrund von "Sachbeschädigung" und "Einschränkung der Verkehrssicherheit". Selbstverständlich kann man es sich als Verwaltung prinzipiell nicht bieten lassen, dass Unbekannte einfach so Stadt- oder Kreiseigentum bekleben. Ein wenig Selbstreflexion darf man doch aber wohl auch von Behörden erwarten, oder nicht? Und vor allem die Einhaltung und konsequente Durchsetzung geltenden sächsischen Rechts!</div>
</div>Unknownnoreply@blogger.com3tag:blogger.com,1999:blog-7950125582462882935.post-30226814086138890172012-05-30T08:48:00.002+02:002012-06-01T20:33:45.343+02:00Vettraino: Wirbt für Vielsprachigkeit<div dir="ltr" style="text-align: left;" trbidi="on">
Anlässlich des Pfingstfestes sprach MDR Figaro mit verschiedenen Leuten über Vielsprachigkeit und ihre Vorzüge, unter anderem mit der Intendantin des Sorbischen Nationalensembles, Milena Vettraino. Die Features finden sich <a href="http://www.mdr.de/mdr-figaro/journal/vielsprachigkeit100.html" target="_blank">hier</a> zum Nachhören.</div>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7950125582462882935.post-31176503793548748142012-05-26T23:06:00.002+02:002012-06-01T20:34:33.860+02:00Balkanische Südsorben, Lausitzer Nordserben?<div dir="ltr" style="text-align: left;" trbidi="on">
<div style="text-align: justify;">
Häufig, wenn S<b>o</b>rben und S<b>e</b>rben aufeinandertreffen, liegt die (zugegeben einleuchtende) Frage in der Luft, was denn nun beide miteinander zu tun hätten. Vor allem im serbisch-nationalistischen Spektrum beschäftigt man sich erstaunlich häufig mit den "Brüdern im Norden" oder den "Nordserben", wie man uns zwischen Belgrad und Niš gerne nennt. Die korrekte Bezeichnung ist im Serbischen (Kroatischen, Bosnischen, Montenegrinischen) übrigens "Lužički Srbi", also eben "Lausitzer S<b>e</b>rben". Diese Form war bis ins 20. Jahrhundert hinein auch in deutschen Veröffentlichungen anzutreffen und sie hat einige Berechtigung, nennen die Sorben sich selbst doch "S<b>e</b>rbja" und nicht etwa "S<b>o</b>rbja". Das "o" zwischen S und R wird von Einigen dann schnell mal als perfide deutsche Erfindung abgetan, um die serbischen Brüder in der Lausitz und auf dem Balkan auseinanderzubringen. Sind die S<b>o</b>rben also letztendlich nur Nords<b>e</b>rben? Nicht ganz.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Im S<b>o</b>rbischen bezeichnet man jene S<b>e</b>rben auf dem Balkan als "Južni Serbja", also "Süds<b>o</b>rben". Es mag zunächst befremdlich klingen, aber eigentlich liegt man damit ganz richtig. Als die balkanischen S<b>e</b>rben nämlich im frühen 9. Jahrhundert erstmals erwähnt wurden, hieß es "<i>S<b>o</b>rabos, quae natio magnam Dalmatiae partem obtinere dicitur"</i>, also "S<b>o</b>raben, die den größten Teil Dalmatiens besiedeln", mit O. Das ist das gleiche O, mit dem verschiedene Chronisten die an Saale und Elbe siedelnden slawischen Völker, also die Vorfahren der heutigen S<b>o</b>rben, bezeichneten. Mit Fug und Recht könnte man also behaupten, die heutigen S<b>e</b>rben seien "eigentlich" Süds<b>o</b>rben.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Doch wie kommt es überhaupt, dass zwei so weit voneinander entfernte Völker beinahe den gleichen Namen tragen? Dazu gibt es mehrere Theorien, wobei die anerkannteste und glaubwürdigste jene ist: Im 6. und 7. Jahrhundert besiedelten slawische Stämme, aus Osten kommend, den Raum des heutigen Ostdeutschlands und gerieten an den Oberläufen von Saale und Main spätestens Mitte des 7. Jahrhunderts in blutige Konflikte mit den dort ansässigen Franken. Daher rühren auch die ersten urkundlichen Erwähnungen, die wir aus fränkischen Chroniken kennen. Eine gewisse Bekanntheit unter den Franken errang u.a. der sorbische Fürst Derwan. </div>
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Vermutlich aufgrund der immer unruhigeren Lage im sorbisch-fränkischen Grenzgebiet verließ ein größerer Stammesverband in dieser Zeit die Gegend und wanderte in Richtung Süden. Dort - genauer in Dalmatien, vermutlich auch in den angrenzenden Gebieten - müssen sie im Jahr 822 (dem Jahr der Ersterwähnung auf dem Balkan) schon ziemlich verbreitet gewesen sein, wie wir oben gelesen haben. Aufgrund dieser dunklen Vorgeschichte, aus der nur wenige verlässliche Fakten gesichert sind, bezeichnete man spätestens seit dem 19. Jahrhundert die Lausitz als "Weißserbien", also als mythische Urheimat des serbischen Volkes. Das erklärt auch die Begeisterung vor allem in nationalistischen Kreisen.</div>
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<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/c/c3/Migration_of_Serbs.png/600px-Migration_of_Serbs.png.jpeg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="320" src="http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/c/c3/Migration_of_Serbs.png/600px-Migration_of_Serbs.png.jpeg" width="320" /></a></div>
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<i>So oder so ähnlich wirds wohl gewesen sein. Nur muss es natürlich "The Sorbs" heißen. (Grafik: Nexm0d, Wikimedia Commons, Public Domain)</i></div>
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Nun werden die S<b>o</b>rben, die bis heute die Lausitz bewohnen, von ethnonationalistischen S<b>e</b>rben gerne als letzte Bastion ihres Volkes im Norden gesehen. Da wird dann schon einmal eine bewaffnete Befreiungsbewegung herbeifantasiert, die die Unabhängigkeit der Lausitz erkämpft. Dass S<b>o</b>rben und S<b>e</b>rben zwei Völker mit zwei (eigentlich sogar drei) Sprachen sein sollen, kann gar nicht sein, schließlich sei man doch vor 1400 Jahren gemeinsam gekommen! Das mag wohl sein, dennoch greift (nicht nur) hier wieder einmal der große Irrtum des Ethnonationalismus: Völker im heutigen Sinne gab es im 7. Jahrhundert erstens noch nicht, zweitens beruhen ethnische Gruppen eben nicht hauptsächlich auf Abstammung, sondern meist auf gemeinsamer Sprache und immer auf einem Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der Gruppe. Anders gesagt: Wenn die S<b>o</b>rben gerne ein eigenes Volk sein wollen, dann sind sie auch eins!</div>
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Wann ist nun das rätselhafte "O" im Namen der S<b>o</b>rben aufgetaucht, wenn sie sich doch selbst als <i>S<b>e</b>rbja</i> und <i>s<b>e</b>rbski</i> bezeichnen? Nach allem, was mir bekannt ist, gab es spätestens im 17. Jahrhundert (deutsche) Schriften, die von den "S<b>o</b>rberwenden" in der Lausitz schrieben. In Anbetracht der Menge an Quellen aus dem 9. und 10. Jahrhundert, die diese Schreibweise etablierten, scheint es wahrscheinlich, dass man sich bei der Wahl der deutschen Bezeichnung an der älteren lateinischen orientierte. Eine Erfindung großdeutscher Nationalisten, die das s<b>e</b>rbische Volk und seinen Namen in der Lausitz ausrotten wollten, ist sie jedenfalls nicht. Und ganz nebenbei: Wo ist bitte das "E" bei den <i>Srbi?</i> Na bitte.</div>
</div>Unknownnoreply@blogger.com11tag:blogger.com,1999:blog-7950125582462882935.post-11804968071028463472012-04-12T11:49:00.009+02:002012-05-21T13:20:06.117+02:00Konsequente Zweisprachigkeit: So wirds gemacht!<div dir="ltr" style="text-align: left;" trbidi="on">
<div style="text-align: justify;">
Es ist mittlerweile kein Geheimnis mehr, dass sogenannte <span style="font-style: italic;">linguistic landscapes</span> (also die Sichtbarkeit von Sprache(n) im öffentlichen Raum zweisprachiger Gebiete) einen wichtigen Einfluss auf das Miteinander von Mehrheit und Minderheit sowie auf ihr Selbstbewusstsein ausüben. Ist die kleinere Sprache überhaupt sichtbar, wenn ja in welchen Umfeldern und in welcher Größe? Nur ein Beispiel: Steht der sorbische Ortsname selbst in mehrheitlich sorbischen Dörfern nur halb so groß auf dem Ortsschild wie der deutsche, ist das nicht einfach nur eine willkürliche Festlegung, es transportiert auch eine Botschaft: <span style="font-style: italic;">Wir </span>sind die Mehrheit, <span style="font-style: italic;">ihr </span>die Minderheit. Oder eben genau andersherum, selbst wenn die tatsächlichen Gegebenheiten vor Ort andere sein mögen.</div>
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<div style="text-align: justify;">
Was öffentliche Zweisprachigkeit angeht, kann Wales mittlerweile als herausragendes Beispiel für so ziemlich alle anderen bilingualen Regionen Europas dienen. Das gilt jedoch auch dort erst seit den 1980er Jahren. Damals schwangen sich die Waliser - inspiriert vom erstarkenden Regionalismus in Großbritannien - zu einer in Anbetracht der Zahlenverhältnisse beeindruckenden Bewegung für die Gleichberechtigung ihrer Sprache auf. Im Laufe des Kampfes um eine wahre öffentliche Zweisprachigkeit kamen durchaus nicht immer nur legale Mittel zum Einsatz, letztendlich war er jedoch auf vielen Ebenen von Erfolg gekrönt. Mittlerweile ist der Walisisch-Unterricht in allen walisischen Schulen Pflicht und der Nachweis von Walisisch-Kenntnissen ein positives Kriterium bei der Jobsuche. Die folgenden Bilder entstanden vor drei Wochen in Wrecsam/Wrexham, Aberystwyth und Caerdydd/Cardiff und zeigen, wie sich die relativ neue konsequente Sprachpolitik der Waliser im öffentlichen Raum auswirkt.</div>
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhmluC0781sJG5Y3WHsGKtDJGwsbvRiXEwrgUjhfLUtokEXAgSA1-vG-yN90QD_qgjA2c7eMZoNmt97yGiAUxNGBg7YQlOMKXbJvuVaZdepKukG50qswMUXRRn3yNFHZH-TMqeN-1Bt6x8C/s1600/IMG_3890.JPG"><img alt="" border="0" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5730455670723481026" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhmluC0781sJG5Y3WHsGKtDJGwsbvRiXEwrgUjhfLUtokEXAgSA1-vG-yN90QD_qgjA2c7eMZoNmt97yGiAUxNGBg7YQlOMKXbJvuVaZdepKukG50qswMUXRRn3yNFHZH-TMqeN-1Bt6x8C/s400/IMG_3890.JPG" style="cursor: hand; cursor: pointer; display: block; height: 400px; margin: 0px auto 10px; text-align: center; width: 267px;" /></a></div>
<span style="font-style: italic;"></span><br />
<div style="text-align: center;">
<span style="font-style: italic;">Zweisprachige Straßenschilder sind auch bei uns ein gewohnter Anblick, allerdings mit kleinen, aber bedeutenden Unterschieden: In Wales ist alles zweisprachig ausgeschildert, in der Lausitz meist nur die Ortsnamen. In Wales sind beide Namen gleich groß und Walisisch steht an erster Stelle.</span><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg5TrGselHOTpwV9fMONFUR9ZpmToDBecDOZVPaPBsPQ_L-pqLZQk61lvfpWEhwLkZuYb2ArtuLyWrVvzw6qnz8yN7LYV5FTwVst_TTqYm3O_u9yMS6dDZ3esNxNBrqBBxoL8nZ3s0Um7O9/s1600/IMG_3873.JPG"><img alt="" border="0" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5730455677100593810" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg5TrGselHOTpwV9fMONFUR9ZpmToDBecDOZVPaPBsPQ_L-pqLZQk61lvfpWEhwLkZuYb2ArtuLyWrVvzw6qnz8yN7LYV5FTwVst_TTqYm3O_u9yMS6dDZ3esNxNBrqBBxoL8nZ3s0Um7O9/s400/IMG_3873.JPG" style="cursor: hand; cursor: pointer; display: block; height: 267px; margin: 0px auto 10px; text-align: center; width: 400px;" /></a><span style="font-style: italic;">Ungeachtet dessen, dass dieses Schild in Deutschland normalerweise unbeschriftet ist, sind in Wales selbst Parkuhren, Baustellenschilder und überhaupt alle Verkehrszeichen konsequent zweisprachig. Und in der Lausitz? Fehlanzeige!</span><br />
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjQANI8iHaRS3UT5bUmbQ-3kGeXR-jGuVa7-xboNtj7YUxoTeSeifcMeROVwyroiBmiZE4Zprjd3-mF9U6-ebBryp04bIopiwXKfwIdyLqOFdrmncvM-Pa4StvLiMMvdHNkm9P6uNLrXPg2/s1600/IMG_3872.JPG"><img alt="" border="0" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5730455685448729922" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjQANI8iHaRS3UT5bUmbQ-3kGeXR-jGuVa7-xboNtj7YUxoTeSeifcMeROVwyroiBmiZE4Zprjd3-mF9U6-ebBryp04bIopiwXKfwIdyLqOFdrmncvM-Pa4StvLiMMvdHNkm9P6uNLrXPg2/s400/IMG_3872.JPG" style="cursor: hand; cursor: pointer; display: block; height: 267px; margin: 0px auto 10px; text-align: center; width: 400px;" /></a><span style="font-style: italic;">Das gilt im Übrigen nicht nur für Straßenzeichen, sondern auch für die Straße selbst.</span><br />
<br />
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhoNxho6V89QdwRl7lvthsu8sLTrRQeds2V2FRNqnS2onukxVEpepiF827DxsvzQrG0QwnhNcQU0pJgh8CqvxWqwNKSoVhhXHvJVw5XXpS4ipUj3U_fchMOeaRHwQDG9ITVFJ_WXqd9jSL0/s1600/IMG_3848.JPG"><img alt="" border="0" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5730455693757639698" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhoNxho6V89QdwRl7lvthsu8sLTrRQeds2V2FRNqnS2onukxVEpepiF827DxsvzQrG0QwnhNcQU0pJgh8CqvxWqwNKSoVhhXHvJVw5XXpS4ipUj3U_fchMOeaRHwQDG9ITVFJ_WXqd9jSL0/s400/IMG_3848.JPG" style="cursor: hand; cursor: pointer; display: block; height: 270px; margin: 0px auto 10px; text-align: center; width: 400px;" /></a><span style="font-style: italic;">Briefkästen...</span><br />
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiu1ksHL2brfFT_jfPoJOGpT6WIGWdbRP4fHuRmGPITqOq2aan8AMwHNPtaeqjthaE0hjh4t0euXprbqI2uGwarScCVpGQb5VRzvCSa-85bCmt4-2GeEDjO3u_iqPJEgZiCZX0Jqe93rNWm/s1600/IMG_3768.JPG"><img alt="" border="0" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5730455711138207938" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiu1ksHL2brfFT_jfPoJOGpT6WIGWdbRP4fHuRmGPITqOq2aan8AMwHNPtaeqjthaE0hjh4t0euXprbqI2uGwarScCVpGQb5VRzvCSa-85bCmt4-2GeEDjO3u_iqPJEgZiCZX0Jqe93rNWm/s400/IMG_3768.JPG" style="cursor: hand; cursor: pointer; display: block; height: 400px; margin: 0px auto 10px; text-align: center; width: 267px;" /></a><span style="font-style: italic;">Sowie sämtliche Beschriftungen und Durchsagen an Bahnhöfen und in Zügen, die ganz nebenbei von einem großen Privatunternehmen (nämlich Arriva) betrieben</span> <span style="font-style: italic;">werden.</span>..<br />
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgl4MbtF8IBIgbaUk0WX6H-tylgQAWvDc-Lt0cPM9llVB0dy-a8i4CZzuKak2SaEtt9k0PPnL0hRGa7ZeT4Xv0pswn1DiAYT0Pb2E7YRIMx_M4HmoAINobSqkps-QH-0s2MpLkBnwGUrCbg/s1600/IMG_3765.JPG"><img alt="" border="0" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5730458614745547986" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgl4MbtF8IBIgbaUk0WX6H-tylgQAWvDc-Lt0cPM9llVB0dy-a8i4CZzuKak2SaEtt9k0PPnL0hRGa7ZeT4Xv0pswn1DiAYT0Pb2E7YRIMx_M4HmoAINobSqkps-QH-0s2MpLkBnwGUrCbg/s400/IMG_3765.JPG" style="cursor: hand; cursor: pointer; display: block; height: 400px; margin: 0px auto 10px; text-align: center; width: 267px;" /></a><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh2JArOSV4_9VboByWoevWJrpxlEhjCXKN2hHRD3JW_APiaJkxlE_7RmeOzih0fU8WHwQ_P96vYA2L9pJ8xt3nxV7QyS6mAbfXPubOg27A6MZdk_8EaoDT1dN7BiPxLfV0kAlx2_6w5yjmb/s1600/IMG_3760.JPG"><img alt="" border="0" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5730458624228833938" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh2JArOSV4_9VboByWoevWJrpxlEhjCXKN2hHRD3JW_APiaJkxlE_7RmeOzih0fU8WHwQ_P96vYA2L9pJ8xt3nxV7QyS6mAbfXPubOg27A6MZdk_8EaoDT1dN7BiPxLfV0kAlx2_6w5yjmb/s400/IMG_3760.JPG" style="cursor: hand; cursor: pointer; display: block; height: 400px; margin: 0px auto 10px; text-align: center; width: 267px;" /></a><span style="font-style: italic;">Konsequente Zweisprachigkeit hört natürlich nicht an der Mülltonne auf:</span><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEherOg3hfklji4NUqAt7fiNZu8XYsKSuw40L4QzS8iS2aSONTqROJ7aGJf0pwK4aOOq_5QpA0SD5Q8jzJ2XMh-NglT3u2CQzuFdAbxD9tofgBW-MLiacJQrYE6D4tVVZp_gMon2Eid_pQEm/s1600/IMG_3970.JPG"><img alt="" border="0" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5730458630505879746" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEherOg3hfklji4NUqAt7fiNZu8XYsKSuw40L4QzS8iS2aSONTqROJ7aGJf0pwK4aOOq_5QpA0SD5Q8jzJ2XMh-NglT3u2CQzuFdAbxD9tofgBW-MLiacJQrYE6D4tVVZp_gMon2Eid_pQEm/s400/IMG_3970.JPG" style="cursor: hand; cursor: pointer; display: block; height: 267px; margin: 0px auto 10px; text-align: center; width: 400px;" /></a><span style="font-style: italic;">Und auch nicht am Hundehaufen:</span><br />
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEie_zyaVxG7lkD7vHyLNAF0kXldVcChIdxMw7GDEXv0tAdgvFOs-_P6zdUJUnOgY75l0UgN8Xc2BpjMOiYI7xyy-jDDn-_OG_Xc4CIXRqZtTwMNejuIx8lpcGcpQYdGdc-VsQ659zqB0885/s1600/IMG_3826.JPG"><img alt="" border="0" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5730458640380201842" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEie_zyaVxG7lkD7vHyLNAF0kXldVcChIdxMw7GDEXv0tAdgvFOs-_P6zdUJUnOgY75l0UgN8Xc2BpjMOiYI7xyy-jDDn-_OG_Xc4CIXRqZtTwMNejuIx8lpcGcpQYdGdc-VsQ659zqB0885/s400/IMG_3826.JPG" style="cursor: hand; cursor: pointer; display: block; height: 400px; margin: 0px auto 10px; text-align: center; width: 267px;" /></a><br />
<div style="text-align: justify;">
Nun sollte die Umsetzung von Sprachpolitik durch Behörden und öffentliche Einrichtungen (eigentlich) nichts Besonderes sein, wenn es dementsprechende Gesetze, Satzungen und Richtlinien gibt. Viel interessanter ist, dass sie auch auf dem gewerblichen Sektor ziemlich durchgängig verwirklicht wird:</div>
<span style="font-style: italic;"><span style="font-style: italic;"><br /></span></span><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgogGMmci5hDI0WNnk2Q6BCr8j_4ScrRA_VkqkZFeW5z16Ka00JMkTt5YcwKt01jL9aW-2hsGYdGPhy7u7FFBFVFVW3uVGR6HLCXc6kT1_McIXYnZXXL3dQBGFLbdf59cGIs5b2TfcrqP0s/s1600/IMG_3981.JPG"><img alt="" border="0" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5730460878474835138" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgogGMmci5hDI0WNnk2Q6BCr8j_4ScrRA_VkqkZFeW5z16Ka00JMkTt5YcwKt01jL9aW-2hsGYdGPhy7u7FFBFVFVW3uVGR6HLCXc6kT1_McIXYnZXXL3dQBGFLbdf59cGIs5b2TfcrqP0s/s400/IMG_3981.JPG" style="cursor: hand; cursor: pointer; display: block; height: 400px; margin: 0px auto 10px; text-align: center; width: 267px;" /></a><span style="font-style: italic;">Nämlich an und sogar in Bankautomaten...</span><br />
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjiZWsHZz0drsGU3V30dc6kWJHE0iFVOQupIbUEl0VRpSCHmO7-0_hF6XP8q-JKlqla5Ra4EGBvGQH36PtMUvMfrXs8TMf3eqdpKH5zUukK3u6BdH8gvsfyNCyQcjfoHFqFEEM-jNthpHVD/s1600/IMG_4013.JPG"><img alt="" border="0" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5730460859947021906" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjiZWsHZz0drsGU3V30dc6kWJHE0iFVOQupIbUEl0VRpSCHmO7-0_hF6XP8q-JKlqla5Ra4EGBvGQH36PtMUvMfrXs8TMf3eqdpKH5zUukK3u6BdH8gvsfyNCyQcjfoHFqFEEM-jNthpHVD/s400/IMG_4013.JPG" style="cursor: hand; cursor: pointer; display: block; height: 267px; margin: 0px auto 10px; text-align: center; width: 400px;" /></a><span style="font-style: italic;">...an Postämtern...</span><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjuL44t6y2NkEpUuIHWhKlHgS5gUW_3AwuEvXp1nkLXdevYgUJw0ja4ZNRxSdCQZTeIfMlwpfT0WMioEKgKYlSc55aJOIFVeiORIegD6e1CxfwvUpEOudf-GgFicbAbs7a_Zd1HTwxzhyphenhyphencc/s1600/IMG_4014.JPG"><img alt="" border="0" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5730462900962464914" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjuL44t6y2NkEpUuIHWhKlHgS5gUW_3AwuEvXp1nkLXdevYgUJw0ja4ZNRxSdCQZTeIfMlwpfT0WMioEKgKYlSc55aJOIFVeiORIegD6e1CxfwvUpEOudf-GgFicbAbs7a_Zd1HTwxzhyphenhyphencc/s400/IMG_4014.JPG" style="cursor: hand; cursor: pointer; display: block; height: 267px; margin: 0px auto 10px; text-align: center; width: 400px;" /></a><span style="font-style: italic;">...Versicherungsbüros...</span><br />
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEixc2_YYyK3WK4Eylup27M5dhEPKVEsFEEneaHLuEgInlfZ43d3BhZURtiFrg1zPZ9j1koOiCumjMkQgm_ffuUVrQNL05TY9JHgtPPAUNTebNS5pWK5plFecaGBYvGHI45EJrJrrRKx23xM/s1600/IMG_4012.JPG"><img alt="" border="0" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5730460853017671378" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEixc2_YYyK3WK4Eylup27M5dhEPKVEsFEEneaHLuEgInlfZ43d3BhZURtiFrg1zPZ9j1koOiCumjMkQgm_ffuUVrQNL05TY9JHgtPPAUNTebNS5pWK5plFecaGBYvGHI45EJrJrrRKx23xM/s400/IMG_4012.JPG" style="cursor: hand; cursor: pointer; display: block; height: 267px; margin: 0px auto 10px; text-align: center; width: 400px;" /></a><span style="font-style: italic;">...in Einkaufszentren...</span><br />
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgXp1gkijq5JTDxU-yPcf77IktbjmBIRGx7f6XRB1aerG3jCVDLNgQQuYorg-Pko_knWVLm_OgwA7Cs_6RiQ8tqWxKGeeyIwXG5x-OJIsRREd_VEpwWTDcR6GB6O6EQQJCPJ6PhvwnOzzk9/s1600/IMG_3808.JPG"><img alt="" border="0" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5730460870118168194" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgXp1gkijq5JTDxU-yPcf77IktbjmBIRGx7f6XRB1aerG3jCVDLNgQQuYorg-Pko_knWVLm_OgwA7Cs_6RiQ8tqWxKGeeyIwXG5x-OJIsRREd_VEpwWTDcR6GB6O6EQQJCPJ6PhvwnOzzk9/s400/IMG_3808.JPG" style="cursor: hand; cursor: pointer; display: block; height: 267px; margin: 0px auto 10px; text-align: center; width: 400px;" /></a><span style="font-style: italic;">...beim Rotary-Club...</span><br />
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEizIxwkWwLmdM8MjfLrT0yFDc5A5zdMD54Kfx4LkwmWQowgzE09punsFddDiQgL3h7in8Tcam7y1UMWdfD0igJKB2UptBz38SnBiKQZSYi8kDeKkUrsMsJmA16z6NHqf8aM_AyqUZ5Ws3xT/s1600/IMG_3875.JPG"><img alt="" border="0" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5730460880782209906" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEizIxwkWwLmdM8MjfLrT0yFDc5A5zdMD54Kfx4LkwmWQowgzE09punsFddDiQgL3h7in8Tcam7y1UMWdfD0igJKB2UptBz38SnBiKQZSYi8kDeKkUrsMsJmA16z6NHqf8aM_AyqUZ5Ws3xT/s400/IMG_3875.JPG" style="cursor: hand; cursor: pointer; display: block; height: 267px; margin: 0px auto 10px; text-align: center; width: 400px;" /></a><span style="font-style: italic;">...und sogar an Sushi-Bars.</span><br />
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<div style="text-align: justify;">
Während es sich bei der öffentlichen Zweisprachigkeit, wie sie im größten Teil der Lausitz "gelebt" wird, um nicht viel mehr als eine Alibiveranstaltung handelt und Sorbisch im privat-kommerziellen Sektor bis auf wenige Ausnahmen quasi nicht vorkommt (erwähnen möchte ich hier allerdings stellvertretend die Volksbank, die zweisprachig Sicht- und Internetbannerwerbung macht), hat die walisische Bewegung für sprachliche Gleichberechtigung in den letzten beiden Jahrzehnten bereits so viel erreicht, dass es unangenehm auffällt, wenn doch mal ein Schild einsprachig geblieben ist. </div>
<br />
<div style="text-align: justify;">
Zu betonen ist, dass die Waliser sich ihre sprachlichen Rechte selbst erstritten haben. Alles, was in Wales gut funktioniert und in der Lausitz kaum, basiert auf der demokratischen Bewegung, die seit mehr als 20 Jahren demonstriert, Eingaben schreibt, Gesetzesänderungen erzwingt und Schilder überklebt. Der Weg zur sprachlichen Gleichberechtigung war und ist noch immer ein langer. Was jedoch in relativ kurzer Zeit für eine totgeglaubte Sprache erreicht wurde, kann auch für die sorbische Lausitz Mut machen. Die walisische Sprachpolitik kann auch uns den Weg aus der zu Ende gehenden Epoche des Nationalismus hin zu einem toleranten und gleichberechtigten sprachlichen und menschlichen Miteinander weisen. Bis dahin gibt es allerdings noch einiges zu tun.</div>
</div>
</div>Unknownnoreply@blogger.com5tag:blogger.com,1999:blog-7950125582462882935.post-23810895739807622452012-01-25T17:28:00.003+01:002012-01-25T17:36:21.222+01:00Schiemann setzt PrioritätenMarko Schiemann, CDU-Landtagsabgeordneter für Bautzen und Umgebung, stellte sich heute gegen das von der schwarz-gelben Regierungskoalition in Dresden geplante Standortgesetz. Nicht generell, aber zumindest in puncto Bautzener Landgericht geht es dem sorbischen Parlamentarier gegen den Strich.<br /><br />Schiemann reichte laut BILD-Zeitung einen Änderungsantrag ein, gemäß dem das Landgericht in der Spreestadt eigenständig bleiben soll. Er begründete seine Ablehnung wie zuvor schon der Rat für sorbische Angelegenheiten und der Bautzener Landrat mit dem sächsischen Sorbengesetz, dass Verhandlungen in sorbischer Sprache grundsätzlich möglich macht, aber eben nur in den "Heimatkreisen" der Sorben.<br /><br />Die Erklärung dafür, warum er den Landkreis Bautzen als "Heimatkreis" versteht, den Landkreis Görlitz mit seinen vierzehn zum offiziellen Siedlungsgebiet zählenden Gemeinden jedoch nicht, blieb Schiemann indes schuldig.Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7950125582462882935.post-53187352995632064662012-01-19T12:09:00.004+01:002012-01-19T12:38:31.888+01:00Mittellausitz retten - Vattenfall abbaggern!Bis zum morgigen Freitag kann noch Jeder Widerspruch gegen die von Vattenfall beantragte Erweiterung des <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Tagebau_Nochten">Tagebaus Nochten</a> und damit gegen die Abbaggerung der Orte <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Rohne_%28Oberlausitz%29">Rohne/Rowno</a> und <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Mulkwitz">Mulkwitz/Mułkecy</a> sowie die drohende Einkesselung von <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%BChlrose">Mühlrose/Miłoraz</a> einreichen.<br /><br />Die Gemeinderäte der betroffenen Gemeinden Schleife und Trebendorf haben sich bereits <span style="font-weight:bold;">gegen</span> die Erweiterung ausgesprochen. In der gestrigen Ausgabe der Serbske Nowiny erklärte die Bürgermeisterin von Trebendorf, Kerstin Antonius: "Niemand von uns möchte seine Heimat und seinen Hof verlieren. Die Leute haben Angst und machen sich sorgen. Es geht um den Schutz unserer Natur und Umwelt." Die Ortsräte von Rohne und Mulkwitz wiesen darauf hin, dass die geplante Abbaggerung die sorbische Substanz gefährde und daher gegen das Sächsische Sorbengesetz verstoße.<br /><br />Eine Musterstellungnahme gibt es <a href="http://www.lausitzer-braunkohle.de/feld_nochten.php">hier</a>. Man kann natürlich auch selbst eine verfassen. In jedem Fall müssen die Stellungnahmen bis <span style="font-weight:bold;">morgen mittag</span> beim Regionalen Planungsverband Oberlausitz-Niederschlesien, <span style="font-weight:bold;">Käthe-Kollwitz-Straße 17, Haus 3,</span> im Briefkasten landen.<br /><br /><div style="text-align: center;"><a href="http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/4/45/Mulkwitz_e0145598.jpg/640px-Mulkwitz_e0145598.jpg"><img style="display:block; margin:0px auto 10px; text-align:center;cursor:pointer; cursor:hand;width: 640px; height: 427px;" src="http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/4/45/Mulkwitz_e0145598.jpg/640px-Mulkwitz_e0145598.jpg" alt="" border="0" /></a></div><div style="text-align: center;"><span style="font-size:85%;">Die nördlichen Ausbauten von Mulkwitz; Blick Richtung Rohne (<a href="http://de.wikipedia.org/wiki/User:Joergcbs" class="extiw" title="">Jörg Friebe</a>, www.Lausitz-Bild.de; CC-BY-SA-3.0-DE)</span></div><br />Meine Stellungnahme lautet wie folgt:<br /><br />Sehr geehrte Damen und Herren,<br /><br /><span style="font-style:italic;">Ich wende mich grundsätzlich gegen den Planentwurf. Auf die Inanspruchnahme des Abbaufeldes 2 ist zu verzichten und das Vorranggebiet aufzuheben. Die ausgelegte Planung ist weder umwelt- noch sozialverträglich, preiswerte Energieversorgung kann auch ohne das Abbaugebiet 2 gesichert werden. Es besteht kein überwiegendes öffentliches Interesse an diesem Plan. Auf den Abbau der Kohle hat Vattenfall keinen Anspruch, der Schutz von Bevölkerung und Klima ist aber zwingend zu gewährleisten.</span><br /><br />Ich beziehe mich im Besonderen auf das Sächsische Sorbengesetz, Paragraph 2, Absatz 3, in dem es unmissverständlich heißt: „Das sorbische Volk und jeder Sorbe haben das Recht auf Schutz, Erhaltung und Pflege ihrer angestammten Heimat und ihrer Identität.” Die sich im beantragten Abbaufeld 2 befindlichen Orte Mühlrose/Miłoraz, Mulkwitz/Mułkecy, Rohne/Rowno sowie der Ortsteil von Schleife/Slepo zählen zum sorbischen Siedlungsgebiet. Sie stellen als Orte im Schleifer Kirchspiel die nahezu einzigen verbliebenen Orte der mittleren Lausitz dar, in denen sorbische Sprache, Kultur und Identität noch lebendig ist. Das zeigt sich u.a. an der Existenz des Njepila-Hofes, der Sorbischen Heimatstube und des WITAJ-Kindergartens in Rohne, ferner an den einzigartigen Schleifer Bräuchen und Trachten, die in den genannten Orten gepflegt werden.<br /><br />Mit der euphemistisch als “Inanspruchnahme” bezeichneten drohenden Vernichtung des 1513 erstmals erwähnten Heidedorfes Rohne und seines vermutlich im 12. Jahrhundert gegründeten Nachbarortes Mulkwitz sowie der geplanten Umkreisung und damit verbundenen Entsiedelung des 1536 erstmals erwähnten Mühlrose würde der Tagebau Nochten die jahrhundertealte Besiedlung dieser Gegend und ein Stück Mittellausitzer Kulturgeschichte endgültig beenden. Bereits jetzt hat der Tagebau Nochten das Kirchdorf Tzschelln, große Teile von Mühlrose und Nochten, den Weißwasseraner Tiergarten, das Pücklersche Jagdschloss, den Eichgarten, das Teichgebiet der Jäseritzen und große Heidegebiete unwiederbringlich vernichtet.<br /><br />Der Braunkohletagebau hat in den letzten acht Jahrzehnten mehr als 70 Orte mit etwa 26.000 Einwohnern in der mittleren Lausitz devastiert, wobei in den meisten die sorbische Sprache noch lebendig war. Die Orte im Schleifer Kirchspiel sind mittlerweile das letzte verbliebene Verbindungsglied zwischen dem obersorbischen Sprachgebiet im Süden und dem niedersorbischen im Norden. Der Schleifer Dialekt unterscheidet sich von beiden Standardsprachen, ist als Mittellausitzer Dialekt mithin einzigartig und daher unbedingt schutzbedürftig.<br /><br />Der Erhalt sorbischer Sprache und Kultur ist unbedingt an den Erhalt bestehender intakter Strukturen gebunden, zu denen neben der typischen Bausubstanz und gewachsenen Ortsstruktur der betreffenden Heidedörfer auch deren Umgebung gehört. In der Soziologie ist man sich einig, dass sogenannte “emotional landscapes” – also “emotionale Landschaften” – eine entscheidende Rolle bei Identitätsbestimmung und Heimatgefühl spielen. Dazu gehören neben dem Heimatdorf an sich auch scheinbare “Kleinigkeiten” wie die alte Linde an der Weggabelung, die Sandkippe in der Nähe des Ortes, die im Winter als Rodelberg benutzt wird oder der Badeteich im Wald. Diese Orte sind Schauplätze persönlicher Erinnerungen, Teil von Familien- und damit Orts- und Regionalgeschichte.<br /><br />Die Abbaggerung von Ortschaften ist Heimatverlust in seiner extremsten Form. Sie ist absoluter als z.B. die kriegsbedingte Vertreibung oder der arbeitsbedingte Wegzug, weil der persönliche Bezugspunkt an sich – also der Heimatort – unwiederbringlich und vollständig vernichtet wird. Eine etwaige Rückkehr zu den eigenen Wurzeln wird für immer verunmöglicht. Eine planmäßig angelegte Ersatzsiedlung kann diesen Verlust nicht kompensieren, siehe z.B. Neu-Horno oder Neu-Haidemühl bei Spremberg. Eine emotionale Bindung ist in diesen künstlich geschaffenen Orten nicht mehr möglich. Mit dem Verlust der emotionalen Bindung an den Heimatort verschwindet aber auch das Heimatgefühl und ein Großteil der Identität, die für den Sprach- und Kulturerhalt so wesentlich ist.<br /><br />Auch für die nicht direkt betroffenen, aber in unmittelbarer Tagebaunähe gelegenen Orte bedeutet die Erweiterung des Tagebaus Nochten zum Einen den Verlust eines großen Teils der persönlichen Umgebung und zum Anderen eine Staub-, Lärm- und Verkehrsbelastung über mehrere Jahrzehnte.<br /><br />Die Erweiterung des Tagebaus Nochten ist auch aus energiepolitischer Sicht nicht zu vertreten. Der Tagebau Reichwalde und das bisher in Anspruch genommene Abbaugebiet Nochten reichen für einen planmäßigen Weiterbetrieb des Kraftwerkes Boxberg aus, und zwar bis in eine Zeit, in der die großzügige Verstromung von Braunkohle im Zusammenhang mit der Energiewende nicht mehr notwendig sein wird. Es ist nicht akzeptabel, dass Vattenfall in Schweden Energie zu mehr als der Hälfte aus umwelt- und sozialverträglichen alternativen Energiequellen bezieht, andererseits aber in der Lausitz ohne Rücksicht auf Verluste großflächig devastiert.<br /><br />Der Braunkohleabbau hat schon jetzt aus großen Teilen der deutsch-sorbisch bewohnten Mittellausitzer Heide eine unbewohnte, landschaftlich wertlose Mondlandschaft gemacht. Die Behauptung der “Rekultivierung” und “Renaturierung” ist, wie wir bereits jetzt in den ehemaligen Tagebaugebieten sehen können, eine Illusion. Große Teile der “renaturierten” Landschaft dürfen aufgrund der unsicheren Geländesituation voraussichtlich jahrzehntelang nicht wieder genutzt werden. Für eine weitere Vergrößerung des “Lausitzer Seenlandes” fehlt es schlicht an Wasserressourcen, die Spree, Schöps und Neiße nicht bieten können. An eine Wiederbesiedlung wird aus all diesen Gründen noch nicht einmal gedacht. Zurück bleibt leeres, nutzloses Land.<br /><br />Auch im Hinblick auf die Belastungsgerechtigkeit ist es nicht vertretbar, für den Energiebedarf der weit entfernten Großstädte und Industriegebiete großflächig Lausitzer Kulturlandschaft zu vernichten. Die sorbischen und deutschen Einwohner der mittleren Lausitz haben im letzten Jahrhundert genügend Opfer für den Energiehunger verschiedener deutscher Staaten gebracht. Eine Beibehaltung dieser Praxis ist nicht mehr zeitgemäß und inakzeptabel.<br /><br />Mit freundlichen Grüßen,<br />Julian Nitzsche<br /><br /><div style="text-align: center;"><a href="http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/0/0f/Tagebau_Nochten.JPG/640px-Tagebau_Nochten.JPG"><img style="display:block; margin:0px auto 10px; text-align:center;cursor:pointer; cursor:hand;width: 640px; height: 480px;" src="http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/0/0f/Tagebau_Nochten.JPG/640px-Tagebau_Nochten.JPG" alt="" border="0" /></a><span style="font-size:85%;">Blick über den Tagebau Nochten zum Kraftwerk Boxberg (<a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer:J_budissin">Julian Nitzsche</a>; CC-BY-SA 3.0)</span><br /></div>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7950125582462882935.post-68704813812062785082011-12-12T17:08:00.006+01:002011-12-12T18:06:29.162+01:00Die Rückeroberung der Ostgebiete beginntWenn es nach der schwarz-gelben sächsischen Regierungskoalition geht, steht uns eine Wiedereingliederung der verloren geglaubten Landstriche im Osten unmittelbar bevor. Vorweg: Nein, natürlich nicht der deutschen. Pommern und Schlesien bleiben schön da, wo sie sind. Vielmehr sorgte das Kabinett Tillich für verwundertes Staunen in der Lausitz, als es aus heiterem Himmel vorschlug, den <span style="font-weight: bold;">gesamten Landkreis Görlitz</span> zum "Heimatkreis" der Sorben zu erklären. Von der Struga bis an die Mandau, oder so.<br /><br />Nun ja, so ganz unerwartet kam das Manöver nicht, schließlich geht es eigentlich darum, ein Lieblingsprojekt der Regierung, nämlich die offenbar überfällige Strukturreform in der sächsischen Gerichtslandschaft, durchzusetzen. Eine angedachte Maßnahme im Zuge dessen sollte die Herabstufung des Bautzener Landgerichtes zu einer Görlitzer Außenstelle werden. Stadt, Landkreis und natürlich die Richter selbst waren empört ob dieser bevorstehenden Degradierung und zogen nach kurzer Bedenkzeit die Sorbenkarte aus dem Hut. Laut Sächsischem Sorbengesetz § 9 ist es <span style="font-weight: bold;">im sorbischen Siedlungsgebiet</span> - also z.B. in Bautzen - nämlich möglich, sich "vor Gerichten [...] der sorbischen Sprache zu bedienen", und zwar ohne, dass "Kostenbelastungen oder sonstige Nachteile" für den Bürger entstehen. Außerhalb des offiziellen Siedlungsgebietes - also z.B. in Görlitz - geht das in dieser Form nicht. Landgerichtspräsident Konrad Gatz wies dementsprechend darauf hin, dass das Recht der Sorben, vor Gericht Sorbisch zu sprechen, in Gefahr sei. Eine Einschränkung dieses Rechts - das selten genutzt wird, aber prinzipiell dennoch wichtig ist - sei <span style="font-weight: bold;">unzulässig</span>.<br /><br /><div style="text-align: center;"><a href="http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/7c/Sorbisches_Siedlungsgebiet.png"><img style="display: block; margin: 0px auto 10px; text-align: center; cursor: pointer; width: 347px; height: 441px;" src="http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/7c/Sorbisches_Siedlungsgebiet.png" alt="" border="0" /></a><span style="font-size:78%;"><span style="font-style: italic;">Das sorbische Siedlungsgebiet - bis jetzt (NordNordWest/Wikipedia, <b style="font-style: italic;">CC-BY-SA-3.0-DE)</b></span></span></div><br />Nachdem der Sturm der Entrüstung in den letzten Wochen etwas abgeflaut war, präsentierte nun der FDP-Landtagsabgeordnete, Sprecher für sorbische Angelegenheiten seiner Fraktion und Bautzener Stadtrat Mike Hauschild die simple Lösung, auf die zuvor aus unerfindlichen Gründen keiner gekommen war: Die <span style="font-weight: bold;">Wiedereingliederung</span> des Landkreises Görlitz in sorbisches Territorium. Oder, etwas weniger pathetisch formuliert, die Umwidmung des Landkreises Görlitz zu einem "sorbischen Heimatkreis", in welchem dann das Sächsische Sorbengesetz nebst allen Rechten und Pflichten Anwendung finden würde.<br /><br />Natürlich gibt es im Norden des betroffenen Kreises bis heute Gemeinden, in denen das Sorbische mehr oder minder lebendig ist, unter anderem <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Schleife_%28Sachsen%29">Schleife</a> und <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Trebendorf">Trebendorf</a>. Und selbstverständlich liegen weiter südlich Dörfer, die noch vor 100 Jahren mehrheitlich sorbisch bewohnt waren, z.B. <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Buchholz_%28Vierkirchen%29">Krischa</a> (seit 1936 Buchholz) in der Gemeinde Vierkirchen oder <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fdehsa">Großdehsa</a>, Laucha und Nechen bei Löbau. Aber gleich der gesamte Landkreis? Bis nach Zittau? Das trägt zwar einen slawischen Namen, aber Sorbisch wird dort doch seit Jahrhunderten nicht mehr gesprochen. Nun gut, warum eigentlich nicht? Dann aber bitte gleich richtig! Mit zweisprachiger Beschilderung, sorbischen Kindergärten und Schulen, sorbischen Beamten in den Rathäusern und dem ganzen Drumherum, das schon bei uns so <span style="font-weight: bold;">reibungslos funktioniert</span>. Wegkreuze gibt's selbstverständlich gratis dazu. Wer die Gegend ein wenig kennt, kann sich in etwa vorstellen, wie groß die Begeisterung in Eibau, Niedercunnersdorf und Hirschfelde wäre. Was haben sich CDU und FDP da nur eingebrockt?<br /><br /><div style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj00-8KtDZ-gbX1M3YFo78uMgPzYO55FECEqdgRzDbrg9Yx-SOkcgm03nXJfAR5xOrImY93_w3M_dOZEEp6jA9PEnHffqZfjA1T9DrgVkZzCZWKQplm49qTs5Hk_wtY3XX9l5dhyCINDVCX/s1600/g%25C3%25B6rlitz.jpg"><img style="display:block; margin:0px auto 10px; text-align:center;cursor:pointer; cursor:hand;width: 320px; height: 214px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj00-8KtDZ-gbX1M3YFo78uMgPzYO55FECEqdgRzDbrg9Yx-SOkcgm03nXJfAR5xOrImY93_w3M_dOZEEp6jA9PEnHffqZfjA1T9DrgVkZzCZWKQplm49qTs5Hk_wtY3XX9l5dhyCINDVCX/s320/g%25C3%25B6rlitz.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5685288524397939058" border="0" /></a><span style="font-size:85%;"><span style="font-style: italic;">Hirngespinst oder bald schon Realität?</span></span><br /></div><br />Vielleicht sollte sich die schwarz-gelbe Landesregierung unter "unserem" Ministerpräsidenten lieber um die Verwirklichung dessen kümmern, was <span style="font-weight:bold;">schon jetzt</span> im Sächsischen Sorbengesetz steht, nämlich z.B. um das <span style="font-style: italic;">"Recht auf Schutz, Erhaltung und Pflege</span> <span style="font-style: italic;">ihrer angestammten Heimat"</span> (§ 2, Absatz 3), welches meines Erachtens durch das klare Bekenntnis des Ministerpräsidenten zur Zukunft der Braunkohle und damit zur Abbaggerung der noch einigermaßen sorbischen Dörfer <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Rohne_%28Oberlausitz%29">Rohne</a>, <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Mulkwitz">Mulkwitz</a> und <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%BChlrose">Mühlrose</a> <span style="font-weight: bold;">mit Füßen getreten</span> wird. Oder aber um Paragraf 10, der die zweisprachige Beschilderung fordert, die in den Randgebieten, gerade auch im Landkreis Görlitz, an vielen Ecken komplett fehlt. Oder auch um Paragraf 14, der eine <span style="font-style: italic;">"angemessene Berücksichtigung"</span> der sorbischen Sprache und Kultur durch sorbischsprachige Sendung<span style="font-weight: bold;">en</span> und Beiträge in den Medien verlangt, die durch 25 Minuten im Monat kaum erfüllt sein dürfte. Und so weiter.<br /><br />Solange noch nicht einmal das realisiert ist, was vor fast 20 Jahren gesetzlich verankert wurde, solange der "sorbische Ministerpräsident" die Heimat Vattenfall in die Baggerschaufel wirft, pfeife ich auf einen "Heimatkreis", der nichts weiter ist, als ein <span style="font-weight: bold;">verzweifeltes Manöver</span> zur Rettung einer undurchdachten Strukturreform.Unknownnoreply@blogger.com9tag:blogger.com,1999:blog-7950125582462882935.post-60845924994645161872011-12-08T10:36:00.008+01:002011-12-08T12:23:48.111+01:00Wem gehört unser Geld? Über Förderer und Bettler.<div style="text-align: justify;">Im Umfeld der hitzigen Diskussionen um die Zukunft einiger sorbischer Institutionen schlich sich in den letzten beiden Wochen ein Element in die Berichterstattung ein, das dort vollkommen fehl am Platz ist. Wer genau hinschaute, konnte erkennen, dass die Diskussion mittlerweile auch wieder mit "ethnischen Argumenten" geführt wird. Dass sich am berüchtigten deutschen Stammtisch mehr oder weniger seit 1949 beschwert wird, "die Sorben" bekämen zu viel staatliche Förderung, oder das diese gleich komplett in Frage gestellt wird, ist nichts Neues. Das dieser Subtext nun auch in der öffentlichen Berichterstattung - auf deutscher und sorbischer Seite - auftaucht, dagegen schon.<br /><br />Konkret geht es hier zum Einen um ein Interview mit dem Intendanten des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters, Lutz Hillmann, im <a href="http://www.alles-lausitz.de/startseite/nachrichten/5449179_Dem_Puppentheater_droht_bei_geplanter_Kuerzung_das_Aus.html">Oberlausitzer Kurier</a>. Das Theater wird - so der Beschluss der Stiftung für das sorbische Volk - ab 2013 200.000 Euro weniger pro Jahr erhalten. Unabhängig davon, ob dieser heftige Einschnitt verträglich oder gerechtfertigt ist, nimmt der Artikel gegen Ende eine seltsame Wendung. Zunächst wird FDP-Mann Reiner Deutschmann zitiert, der meint, <span style="font-style: italic;">"die Mittel von Bund, Freistaat Sachsen und Brandenburg würden nicht fürs "Verwalten" bereitgestellt"</span>. Dagegen kann man schlecht etwas einwenden. Der Artikel endet mit der Feststellung Hillmanns, man dürfe nicht vergessen, <span style="font-style: italic;">"dass es sich hier um Geld aus deutschen Steuermitteln handelt."</span> Was will er uns damit sagen? <span class="comment_content_text">Was soll hier der Hinweis, es handele sich um <span style="font-style: italic;">"deutsche"</span> Steuermittel? Will man hier so tun, als würde das Theater von "den Sorben" kaputtgespart? Das Problem ist wohl kaum die Herkunft der Mittel, sondern deren Höhe und die Art ihrer Verteilung. Darauf kommen wir später noch einmal zurück.</span><br /></div><span class="comment_content_text"><br /></span><a href="http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/4/40/Bautzen_Theater.JPG/320px-Bautzen_Theater.JPG"><img style="display:block; margin:0px auto 10px; text-align:center;cursor:pointer; cursor:hand;width: 320px; height: 240px;" src="http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/4/40/Bautzen_Theater.JPG/320px-Bautzen_Theater.JPG" alt="" border="0" /></a><span class="comment_content_text"><br /></span><div style="text-align: justify;"><span class="comment_content_text">Zum anderen war ich ziemlich überrascht über einen Kommentar von Serbske-Nowiny-Chefredakteur Janek Wowčer, der in der deutschsprachigen Dezember-Ausgabe der Zeitung erschien und sich auf die Lage im Sorbischen National-Ensemble bezog. Dass diese alles andere als perfekt ist, sollte mittlerweile klar sein. Auf der Schadźowanka sprach man vor drei Wochen schon vom SNE, "unserem sorbischen Griechenland". Seltsam mutet jedoch Wowčers Schlussbemerkung an: <span style="font-style: italic;">"Dass jetzt manch einer den Sorben den Geldhahn am liebsten sogar zudrehen würde, kann ich verstehen. Denn: Statt das Geld vernünftig in die Zukunft unseres Volkes zu investieren, verbraten wir es lieber wegen "dilettantischer" Fehler und Unwissen vor Gerichten."</span> Bei allem Respekt und Verständnis: Diese Logik ist keine, die Stoßrichtung die falsche und die Schlussfolgerung gefährlich.</span><br /></div><span class="comment_content_text"><br /></span><div style="text-align: justify;"><span class="comment_content_text">Offenbar diskutieren wir also auch über die Frage, wessen Geld es eigentlich ist, welches "wir" hier <span style="font-style: italic;">"verbraten"</span>. In beiden Artikeln bekommt man den Eindruck, es handele sich um Almosen vom <span style="font-style: italic;">"Staat"</span> bzw. von <span style="font-style: italic;">"den Deutschen"</span>. Da ist die Rede von <span style="font-style: italic;">"deutschen Steuermitteln"</span> und dem "Zudrehen des Geldhahns". Das ist in der Endkonsequenz auch nichts anderes, als der eingangs beschworene deutsche Stammtisch palavert. Meine Herren, es ist <span style="font-weight: bold;">unser </span>Geld, welches hier verbraten wird. Nicht nur, dass es dem sorbischen Volk aufgrund von Landes- und Bundesgesetzen <span style="font-weight: bold;">zusteht</span>, nein, es kommt auch direkt von uns. Die Stiftung finanziert sich aus staatlichen Mitteln, die wiederum aus Steuereinnahmen resultieren. Und zwar aus deutschen <span style="font-weight: bold;">und </span>sorbischen. Schließlich zahlt "der Sorbe" ebenso Steuern wie "der Deutsche". Dass das manche nicht begreifen wollen, scheint mir ein Grund für den schrägen Verlauf der Debatte zu sein.</span><br /></div><span class="comment_content_text"><br /></span><div style="text-align: justify;"><span class="comment_content_text">Was also ist das Grundproblem? Erstens die unzureichende Höhe der Zuwendungen. Wenn wir davon ausgehen, dass die Stiftung momentan 16,8 Millionen Euro pro Jahr erhält, so sind das zunächst einmal 3,7 Millionen <span style="font-weight: bold;">weniger </span>als zur Gründung der Stiftung im Jahre 1991, worauf Detlef Kobjela erst kürzlich dankenswerterweise einmal wieder hinwies. Was ist der Grund für die Senkung des Gesamtbudgets? Wohl kaum die Annahme, dass es ja ohnehin von Jahr zu Jahr immer weniger Sorben gebe, oder? Die Mittel wurden also um fast <span style="font-weight: bold;">20 Prozent</span> gekürzt, einige Institutionen mussten schon kurz nach der Wende geschlossen werden (bspw. die Zentralen Sprachschulen), andere verloren einen großen Teil ihrer Belegschaft. Doch damit hatte das Kaputtsparen der sorbischen Institutionenlandschaft noch lange kein Ende, wie wir momentan wieder sehen. Dieses Mal sind das Sorbische Institut und eben das Theater an der Reihe.</span><br /><br /><span class="comment_content_text">Fakt ist: Das durchschnittliche Steueraufkommen pro Kopf lag in Deutschland 2010 bei etwa <span style="font-weight: bold;">6476 Euro</span>. Der durchschnittliche Betrag, den die Stiftung für das sorbische Volk pro Kopf erhält, liegt bei <span style="font-weight: bold;">280 Euro</span>. Davon unterstützt sie dann also das <a href="http://www.serbski-institut.de/">einzige wissenschaftliche Forschungsinstitut</a>, den <a href="http://www.domowina-verlag.de/">einzigen Verlag</a> inklusive <a href="http://www.serbske-nowiny.de/">aller</a> <a href="http://www.nowycasnik.de/">einzigartiger</a> <a href="http://www.rozhlad.de/">Medien</a>, das <a href="http://www.sne-bautzen.de/">einzige professionelle Ensemble</a>, das <a href="http://www.theater-bautzen.de/">einzige professionelle Theater</a>, das existenzsichernde <a href="http://www.witaj-sprachzentrum.de/">Witaj-Projekt</a>, die <a href="http://www.museum.sorben.com/">beiden</a> <a href="http://www.wendisches-museum.de/">Museen</a> und - so nebenbei - auch noch <a href="http://www.pawk.de/">Jugendarbeit</a>, Großveranstaltungen wie das <a href="http://www.folklorefestival-lausitz.de/">Folklorefestival</a>, Projektarbeit usw. Auch wenn man natürlich kaum behaupten kann, Sorben würden nur sorbische Angebote nutzen und selbst, wenn man bedenkt, dass z.B. die gesamte Infrastruktur - Straßen, Schulen, Krankenhäuser etc. - ja quasi "unethnisch" ist, sind 280 Euro pro Kopf wohl kaum zu viel. Vor allem, wenn man bedenkt, dass im Durchschnitt eben auch jeder Sorbe seine 6476 Euro pro Jahr an das Staatswesen abführt. Richtig gerechnet zahlen also "die Deutschen" <span style="font-weight: bold;">überhaupt nichts</span> für sorbische Sprach- und Kulturpflege, und selbst "die Sorben" selbst nur lächerliche 4,3 Prozent ihrer Steuerausgaben (280/6476). Dabei unterstelle ich selbstverständlich, dass "den Sorben" z.B. der Fortbestand des deutschen Auslandsrundfunks (Deutsche Welle, 273,6 Mio. €/Jahr) oder die "Förderung kultureller Maßnahmen gemäß Bundesvertriebenengesetz" (14,6 Mio.) relativ egal ist. Wichtiger als deutscher Auslandsfunk wäre uns vielleicht endlich einmal ein eigener Radiosender. Soviel zum Mythos, "wir" bekämen zu viel Geld. Tatsächlich wendet der deutsche Staat pro Jahr ungefähr soviel für die gesamte sorbische Institutionenlandschaft auf, wie er für das Jüdische Museum in Berlin alleine ausgibt. Und das heißt nicht etwa, dass das JMB zu viel erhält.</span><br /><br /><span class="comment_content_text">Dieses unzureichende Geld muss nun verteilt werden. Da liegt das zweite grundlegende Problem: Verteilt wird es durch eine <a href="http://stiftung.sorben.com/">Stiftung</a>, deren Stiftungsrat aus 15 Mitgliedern besteht, darunter allerdings gerade einmal sechs Sorben. Das bedeutet ganz einfach auf den Punkt gebracht, dass das sorbische Volk seine <span style="font-weight: bold;">eigenen Finanzmittel</span>, von denen ihm der deutsche Staat zu wenig "zugesteht", noch nicht einmal selbst verwalten darf. Das ist eine zweifellos interessante Form von "Minderheitenförderung" und ein krasser Fall von <span style="font-weight: bold;">Bevormundung</span>. Wir müssen also festhalten, dass im Zweifelsfall (z.B. bei anstehenden Kürzungen) zwar "die Sorben" schuld sind, de facto aber Deutsche entscheiden, wohin wenig Geld fließt und wohin keins. Zusätzlich kommt erschwerend hinzu, dass die sorbischen Ratsmitglieder teilweise <span style="font-weight: bold;">befangen</span> sind, was zumindest für Domowina-Geschäftsführer Bjarnat Cyž und SNE-Intendantin Milena Vettraino gelten dürfte. Grundlegende Entscheidungen sind in der heutigen Situation quasi nicht mehr möglich, wie wir erst bei der letzten Stiftungsratssitzung eindrucksvoll sehen konnten. Unterfinanziert und handlungsunfähig. Bravo.</span><br /><br /><span class="comment_content_text">Was ist also zu tun? Auch, wenn das mittlerweile schon allzu oft gesagt wurde: Meines Erachtens kann die Lösung nur in der Schaffung einer demokratisch gewählten<span style="font-weight: bold;"> sorbischen Volksvertretung </span>liegen, die sowohl für die Verteilung der Mittel als auch für die Repräsentanz des sorbischen Volkes nach außen hin zuständig sein müsste. Vier ganz einfache Gründe dafür: 1. Die Mittel, die uns zur Verfügung stehen, stammen aus sorbischen Steuereinnahmen, sind also quasi "demokratisch akquiriert" und müssen daher auch <span style="font-weight: bold;">demokratisch verteilt</span> werden. 2. Die demokratische Konstruktion würde die <span style="font-weight: bold;">Einbeziehung und Anteilnahme</span> des gesamten sorbischen Volkes garantieren und den Effekt von persönlichen Befangenheiten und Abhängigkeiten deutlich schwächen. Gleichzeitig wären auch die Entscheidungen jene des sorbischen Volkes, welches dann in seiner Gesamtheit dafür verantwortlich wäre. 3. Das sorbische Volk dürfte damit <span style="font-weight: bold;">erstmals selbst</span> über die ihm zustehenden Gelder verfügen. 4. Die Legitimität, die ein demokratisch gewähltes Parlament nach innen und außen hätte, wäre deutlich größer, so dass auch der ausübbare Einfluss (z.B. beim nächsten zu erwartenden Streit über ein neues Finanzierungsabkommen) wachsen würde. Ein Parlament lässt sich <span style="font-weight: bold;">schwerer ignorieren</span> als ein eingetragener Verein.</span><br /><br /><span class="comment_content_text">Die Etablierung demokratischer Strukturen im Sorbenland ist eine große Aufgabe, die sicherlich noch ein wenig Zeit in Anspruch nehmen wird. Es gibt allerdings ein paar einfachere Dinge, die wir schon jetzt erledigen können: Legen wir endlich den antrainierten <span style="font-weight: bold;">Bettler-Komplex</span> ab und fordern selbstbewusst die Kontrolle über unsere eigenen Gelder! Hören wir auf damit, Verständnis für jene zu zeigen, die uns diese Gelder kürzen oder gar vorenthalten wollen! Und gehen wir doch einfach mal wieder <span style="font-weight: bold;">demonstrieren!</span></span><br /></div>Unknownnoreply@blogger.com5tag:blogger.com,1999:blog-7950125582462882935.post-82662562567000117352011-12-02T12:12:00.003+01:002011-12-04T08:16:21.986+01:00Europeada 2012: Die Würfel sind gefallen.Am gestrigen Donnerstag wurden in Berlin die Vorrundengruppen für die Europeada 2012 - die Fußballeuropameisterschaft der Minderheiten - ausgelost. Die Sorben treffen demnach in Gruppe A auf die Deutsche Minderheit aus Polen, die Kärntner Slowenen und eine Minderheitenauswahl aus Estland. Die Lizenz zum Durchmarsch ins Finale sieht definitiv anders aus.<br /><br />Die weitere Gruppenaufstellung:<br /><br />Gruppe B: Roma aus Ungarn, Deutsche aus Russland, Rätoromanen, Slowaken aus Ungarn<br />Gruppe C: Kroaten aus Serbien, Türken aus Westthrakien, Ladiner, Nordfriesen<br />Gruppe D: Südtiroler, Ungarndeutsche, Karatschaier, Deutsche aus Dänemark<br />Gruppe E: Dänen aus Deutschland, Zimbrer, Waliser, OkzitanerUnknownnoreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-7950125582462882935.post-10188436426824525982011-11-24T12:28:00.003+01:002011-11-24T12:41:43.116+01:00Innersorbische Querelen gelöst – SNE schafft Niedersorbisch ab<!--[if gte mso 9]><xml> <w:worddocument> <w:view>Normal</w:View> <w:zoom>0</w:Zoom> <w:punctuationkerning/> <w:validateagainstschemas/> <w:saveifxmlinvalid>false</w:SaveIfXMLInvalid> <w:ignoremixedcontent>false</w:IgnoreMixedContent> <w:alwaysshowplaceholdertext>false</w:AlwaysShowPlaceholderText> <w:compatibility> <w:breakwrappedtables/> <w:snaptogridincell/> <w:wraptextwithpunct/> <w:useasianbreakrules/> <w:dontgrowautofit/> </w:Compatibility> <w:browserlevel>MicrosoftInternetExplorer4</w:BrowserLevel> </w:WordDocument> </xml><![endif]--><!--[if gte mso 9]><xml> <w:latentstyles deflockedstate="false" latentstylecount="156"> </w:LatentStyles> </xml><![endif]--><!--[if gte mso 10]> <style> /* Style Definitions */ table.MsoNormalTable {mso-style-name:"Normale Tabelle"; mso-tstyle-rowband-size:0; mso-tstyle-colband-size:0; mso-style-noshow:yes; mso-style-parent:""; mso-padding-alt:0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; mso-para-margin:0cm; mso-para-margin-bottom:.0001pt; mso-pagination:widow-orphan; font-size:10.0pt; font-family:"Times New Roman"; mso-ansi-language:#0400; mso-fareast-language:#0400; mso-bidi-language:#0400;} </style> <![endif]-->Um das Sorbische National-Ensemble wird es nicht ruhig. Eben erst musste die Intendantin und Geschäftsführerin Milena Vettraino zur Kenntnis nehmen, dass die aus <span style="font-style: italic;">“künstlerischen Gründen”</span> erfolgten Kündigungen von fünf Musikern nicht rechtmäßig waren, schon tritt der nächste auf den Plan, der mit seiner Umstrukturierung nicht zufrieden ist. Diesmal geht es um Měto Benad, für den sich das Ensemble im Rahmen seiner Rundumerneuerung einen neuen Arbeitsplatz ausgedacht hat. Allerdings eben nicht in Bautzen, sondern im 70 km entfernten Cottbus. <p class="MsoNormal">Dass die neue Intendantin einen aus welchen Gründen auch immer unliebsamen Mitarbeiter offenbar auf diese Weise loswerden will, soll uns hier zunächst nicht weiter interessieren. Spannend wird die Geschichte ja erst, als Měto Benad sich gegen seine “Verbannung” nach Cottbus wehrt und den gerichtlichen Weg beschreitet. Seine Argumentation ist natürlich nicht, dass er keine Lust hat, allein in Cottbus zu arbeiten – was menschlich verständlich, aber rechtlich vermutlich nicht ausreichend wäre. Nein, er verweist sinngemäß darauf, dass in der Niederlausitz – wie allgemein bekannt – eine <span style="font-style: italic;">andere</span> sorbische Sprache in Gebrauch sei, die er nicht beherrsche. Chapeau, möchte man meinen.</p> <p class="MsoNormal">Doch hier tritt die geballte frische Gestaltungskraft des “neuen” SNE in den Ring. In der Erwiderung der vom Ensemble beauftragten Kanzlei Rosenberger & Koch wird das linguistische Argument mit einem Handstreich in der Luft zerfetzt. So heißt es dort: <span style="font-style: italic;">“Es ist gerichtsbekannt, dass ein Oberfranke im unterfränkischen Bereich, im oberbayerischen Bereich ebenso tätig sein kann, wie ein Chemnitzer in Dresden und umgekehrt.”</span> Vom seltsamen Satzbau abgesehen, ist das auch inhaltlich gar kein großes Wunder. Schließlich sind <span style="font-weight: bold;">Ost</span>fränkisch (nicht <span style="font-style: italic;">“Ober”</span>), Nordbairisch (mit <span style="font-style: italic;">“i”</span> und ohne<span style="font-style: italic;"> "e"</span>) und Mittelbairisch Dialekte, die derselben <span style="font-style: italic;">Standardsprache</span> untergeordnet sind – nämlich dem Deutschen. Ebenso verhält es sich mit den Chemnitzern und Dresdnern, die zudem auch noch <span style="font-style: italic;">denselben</span> Dialekt nutzen – nämlich das Obersächsische bzw. Meißnische.</p> <p class="MsoNormal">Von der fehlenden Sinnhaftigkeit des ersten Satzes unbeeindruckt, fährt die Kanzlei folgenschwer fort und stellt fest: <span style="font-style: italic;">“Nicht anders verhält es sich mit dem obersorbischen und niedersorbischen Dialekt.”</span> </p><p class="MsoNormal"><a href="http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/2b/Chociebuz_luzyce.jpg"><img style="display: block; margin: 0px auto 10px; text-align: center; cursor: pointer; width: 310px; height: 231px;" src="http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/2b/Chociebuz_luzyce.jpg" alt="" border="0" /></a></p><p style="text-align: center;" class="MsoNormal"><span style="font-size:85%;"><span style="font-style: italic;">Dialektale Beschriftung am Cottbusser Bahnhof (Bild: Mariusz Paździora, CC BY-SA 3.0)</span></span><br /><a href="http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/2b/Chociebuz_luzyce.jpg"></a></p><p class="MsoNormal">Lieber Rosenberger, lieber Koch und liebe Frau Vettraino: Diese beiden <span style="font-style: italic;">“Dialekte”</span> existieren ebensowenig wie <span style="font-style: italic;">“Ober-“</span> und <span style="font-style: italic;">“Unterfränkisch”</span>. Ja, es gibt einen katholischen, einen Bautzener, einen Schleifer, und einen Cottbusser Dialekt. Ober- und Niedersorbisch dagegen sind zwei <span style="font-style: italic;">voneinander unabhängige Standardsprachen</span>, die sich in Wort und Schrift teils erheblich unterscheiden. Mit einer linguistisch völlig fehlerhaften Bezeichnung dieser Sprachen als “Dialekte” betreibt die Gralshüterin der sorbischen Identität folglich nur eines: <span style="font-style: italic;">Die Abschaffung des Niedersorbischen</span>. Und beschert uns damit auf einen Schlag ein paar Probleme weniger.</p> <p class="MsoNormal"><i style="mso-bidi-font-style:normal"><span style="font-weight: bold;">Anmerkung:</span> Passender wäre an dieser Stelle der Vergleich Deutsch-Niederländisch gewesen, allerdings hätte dieser blöderweise der Argumentation des Ensembles völlig widersprochen. Einen anderen Ausweg böte die Versetzung des Mitarbeiters nach Wrocław oder Prag, wo er mithilfe der dortigen Dialekte hervorragend tätig werden könnte.</i></p> <p class="MsoNormal">Man mag von der Vorgehensweise des Ensembles und seiner Kanzlei halten, was man will. Neidlos anerkennen muss man eines: Geschäftsführerin und Stiftungsrätin <span style="font-style: italic;">für das sorbische Volk</span> Milena Vettraino hat etwas geschafft, was zuvor niemandem gelingen wollte. Sie hat mit ihrer revolutionären Erkenntnis einen konkreten <span style="font-style: italic;">Weg für künftige Einsparungen</span> vorgezeichnet. Denn wenn sich das Sorbische Institut von nun an nur noch um eine, statt um zwei Sprachen kümmern muss, ist eine Einsparung von 25 % natürlich vollkommen gerechtfertigt. Und auch das Deutsch-Sorbische Volkstheater sollte mit der angedachten Kürzung von 200.000 Euro gut leben können, schließlich kann es auf Puppentheater im niedersorbischen Dialekt nun getrost verzichten. Ebenso überflüssig erscheint bei genauerer Betrachtung die weitere Herausgabe des Nowy Casnik, niedersorbischer Lehrbücher und der Weiterbetrieb des Cottbusser RBB-Studios.</p> <p class="MsoNormal">Die auf diese Art und Weise eingesparten Gelder könnten dann vollständig in das rasch zu schaffende <span style="font-style: italic;">“Haus der sorbischen Sprache”</span> weitergeleitet werden. Dieses muss sich von nun an schließlich um die Schaffung der <span style="font-style: italic;">neuen sorbischen Einheitssprache</span> kümmern, Wörterbücher, Grammatiken und Lehrmaterialien erstellen und diese unter die Leute bringen. Und so hätten wir endlich auch dafür eine sinnstiftende Aufgabe gefunden. Das sorbische Volk ist seinem Ensemble zu unendlichem Dank verpflichtet.</p>Unknownnoreply@blogger.com5tag:blogger.com,1999:blog-7950125582462882935.post-5826961076403868602011-09-29T15:31:00.006+02:002011-09-29T16:05:28.524+02:00Stimmlos in Rundfunk und FernsehenIm Zusammenhang mit der grandios gescheiterten Wahl des CDU-Parteisoldaten und bisherigen Chefredakteurs der Leipziger Volkszeitung Bernd Hilder zum neuen MDR-Intendanten trat ein Gremium ins Licht der Öffentlichkeit, welches sonst oft übersehen wird, hier aber einmal all seine Macht unter Beweis stellte. Der MDR-Rundfunkrat nämlich ließ seine Muskeln spielen und den (einzigen) Wunschkandidaten der CDU-geführten Staatskanzleien durchfallen. Ein vorläufiger Sieg für die Unabhängigkeit der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt.<br /><br />Doch wer sind eigentlich diese 43 Menschen, welche derart über die Zukunft des selbst ernannten Heimatsenders entscheiden können? Laut mdr.de handelt es sich um Vertreter "gesellschaftlich relevanter Gruppen" in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Und so finden wir dann auch neun Parteienvertreter (meist CDU), acht Vertreter der Wirtschaft (Arbeitgeberverband, Handelskammer etc.), sechs Mitglieder aus religiösen Dunstkreisen (Evangelische und Katholische Kirchen, Caritas und Jüdische Gemeinde) sowie die Verfolgten des Naziregimes und des Stalinismus, natürlich getrennt voneinander. Auch BUND, Journalistenverband und DGB (gleich zu zwei) sind mit von der Partie. Mit dem thüringischen Regierungssprecher und Staatssekretär Peter Zimmermann ist auch ein gebürtiger Bautzner Mitglied im Gremium; während Oberbürgermeister Christian Schramm sogar einen Platz im Verwaltungsrat innehat.<br /><br />Obwohl der MDR der öffentlich-rechtliche Sender im sorbischen Siedlungsgebiet ist, als solcher von sorbischen Gebührenzahlern mitfinanziert wird und wir hier nun einmal gerade jener Bevölkerungsteil sind, dessen medienpolitischen Bedürfnisse sich doch deutlich von jenen der Mehrheitsbevölkerung unterscheiden, führt allerdings die Suche nach einem sorbischen Vertreter im Rundfunkrat ins Leere. Was die Frage aufwirft, was der Landesverein Sächsischer Heimatschutz hat, das wir nicht haben? Ach ja, "gesellschaftliche Relevanz" natürlich. Zumindest passt die Tatsache, dass die einzige anerkannte nationale Minderheit im Sendegebiet des MDR keinerlei Einfluss auf dessen Inhalte hat, ins Bild eines Senders, der eine halbe Stunde sorbischen Fernsehens im Monat für ausreichend hält und sich damit europaweit blamiert.<br /><br /><a href="http://www.mdr.de/unternehmen/organisation/struktur/artikel75228_dosArt-artikel75232_zc-613ac013.html"><br />Komplette Mitgliederliste des Rundfunkrates</a>Unknownnoreply@blogger.com5tag:blogger.com,1999:blog-7950125582462882935.post-77812537359397661522011-09-14T11:08:00.003+02:002011-09-14T11:40:15.596+02:00Kein deutscher Sender im sorbischen HausIn den vergangenen Wochen hatte die Diskussion um die Zukunft des ehemaligen Cafés Bjesada im Serbski dom - dem Haus der Sorben in Bautzen - die Gemüter erhitzt. Nun ist der geplante Umzug von Radio Lausitz in die Räumlichkeiten vorerst geplatzt. Die Domowina legte als Eigentümerin des Gebäudes am Postplatz ihr Veto ein. Zuvor jedoch hatte Marko Suchy - in seiner Eigenschaft als Stiftungsdirektor und damit Verwalter der Immobilie - bereits einen Vertrag mit dem Sender unterzeichnet. Der springende Punkt: In den Vereinbarungen zwischen Domowina und Stiftung ist ausdrücklich davon die Rede, dass wirtschaftliche Interessen (z.B. 15.000 € Miete) nicht über sorbischen Interessen stehen dürfen. Das heißt im Klartext: Die Stiftung hat die Aufgabe, das Haus zu verwalten, muss jedoch dafür sorgen, dass es mit sorbischen Inhalten gefüllt wird.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/21/Bautzen_Serbski_Dom.JPG"><img style="display: block; margin: 0px auto 10px; text-align: center; cursor: pointer; width: 255px; height: 190px;" src="http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/21/Bautzen_Serbski_Dom.JPG" alt="" border="0" /></a><br />Nun handelt es sich bei Radio Lausitz um einen rein deutschsprachigen Sender; Sorbisch wurde dort bis zum heutigen Tag nicht gesprochen. Der Kompromissvorschlag David Statniks, Radio Lausitz könne ja einen gewissen Anteil an sorbischen Inhalten anbieten, hatte offensichtlich keinen Erfolg. Das Geschrei ist groß; im Netz reden manche schon wieder vom "zänkischen Sorben". Doch ist das wirklich das Problem? Nein, im Kern haben wir es mit einer weiteren Machtprobe zwischen Stiftung und Domowina zu tun, diesmal ausgetragen auf dem Schlachtfeld der sorbischen Identität. Der Stiftungsdirektor hat sich mit der voreiligen Unterzeichnung des Mietvertrages selbst eine Falle gestellt.<br /><br />Bleibt nur zu hoffen, dass dieser Fehlschuss nicht zum Imageschaden für das sorbische Volk an sich führt (was durchaus zu erwarten wäre) und natürlich steht jetzt die Frage im Raum, aus welchem Geldtopf die "Entschädigung" für Radio Lausitz kommen wird. Tatsache ist: Schuld ist zumindest dieses Mal nicht die Domowina. Sie hat ihr gutes Recht als Eigentümerin wahrgenommen und ihre Pflicht als Dachorganisation des sorbischen Volkes erfüllt.Unknownnoreply@blogger.com5tag:blogger.com,1999:blog-7950125582462882935.post-81646464044027124772011-08-30T01:49:00.004+02:002011-08-30T01:55:09.919+02:00Zahinyć? Ně, dźakuju!<!--[if gte mso 9]><xml> <w:worddocument> <w:view>Normal</w:View> <w:zoom>0</w:Zoom> <w:punctuationkerning/> <w:validateagainstschemas/> <w:saveifxmlinvalid>false</w:SaveIfXMLInvalid> <w:ignoremixedcontent>false</w:IgnoreMixedContent> <w:alwaysshowplaceholdertext>false</w:AlwaysShowPlaceholderText> <w:compatibility> <w:breakwrappedtables/> <w:snaptogridincell/> <w:wraptextwithpunct/> <w:useasianbreakrules/> <w:dontgrowautofit/> </w:Compatibility> <w:browserlevel>MicrosoftInternetExplorer4</w:BrowserLevel> </w:WordDocument> </xml><![endif]--><!--[if gte mso 9]><xml> <w:latentstyles deflockedstate="false" latentstylecount="156"> </w:LatentStyles> </xml><![endif]--><!--[if gte mso 10]> <style> /* Style Definitions */ table.MsoNormalTable {mso-style-name:"Normale Tabelle"; mso-tstyle-rowband-size:0; mso-tstyle-colband-size:0; mso-style-noshow:yes; mso-style-parent:""; mso-padding-alt:0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; mso-para-margin:0cm; mso-para-margin-bottom:.0001pt; mso-pagination:widow-orphan; font-size:10.0pt; font-family:"Times New Roman"; mso-ansi-language:#0400; mso-fareast-language:#0400; mso-bidi-language:#0400;} </style> <![endif]--><!--[if gte mso 9]><xml> <w:worddocument> <w:view>Normal</w:View> <w:zoom>0</w:Zoom> <w:punctuationkerning/> <w:validateagainstschemas/> <w:saveifxmlinvalid>false</w:SaveIfXMLInvalid> <w:ignoremixedcontent>false</w:IgnoreMixedContent> <w:alwaysshowplaceholdertext>false</w:AlwaysShowPlaceholderText> <w:compatibility> <w:breakwrappedtables/> <w:snaptogridincell/> <w:wraptextwithpunct/> <w:useasianbreakrules/> <w:dontgrowautofit/> </w:Compatibility> <w:browserlevel>MicrosoftInternetExplorer4</w:BrowserLevel> </w:WordDocument> </xml><![endif]--><!--[if gte mso 9]><xml> <w:latentstyles deflockedstate="false" latentstylecount="156"> </w:LatentStyles> </xml><![endif]--><!--[if gte mso 10]> <style> /* Style Definitions */ table.MsoNormalTable {mso-style-name:"Normale Tabelle"; mso-tstyle-rowband-size:0; mso-tstyle-colband-size:0; mso-style-noshow:yes; mso-style-parent:""; mso-padding-alt:0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; mso-para-margin:0cm; mso-para-margin-bottom:.0001pt; mso-pagination:widow-orphan; font-size:10.0pt; font-family:"Times New Roman"; mso-ansi-language:#0400; mso-fareast-language:#0400; mso-bidi-language:#0400;} </style> <![endif]--> <p style="color: rgb(255, 255, 255);" class="MsoNormal"><b style="mso-bidi-font-weight:normal">Zahinyć? Ně, dźakuju!</b></p> <p class="MsoNormal" style="color: rgb(255, 255, 255);">Něchtóžkuli, kotryž přečita w poslednim tydźenju sakske wudaće nowiny “DIE ZEIT” najskerje woči wuwaleše, dźiwajo na to, štož je tam zhonić było. Pod nastawkom wo Lipščanskich Serbach z nadźijepołnym napismom “Poschodaj hordosće” běše tam (pozdatnje radikalnje skrótšeny) interwju z předsydu Domowiny Dawidom Statnikom čitać, w kotrymž <em><span style="font-style:normal;mso-bidi-font-style:italic">předpowědźeše</span> </em>wón našej maćeršćinje bórzomne zahinjenje: “Je fakt, zo wotemrěje naša rěč. Jeničke prašenje je, hdy?” Wšojedne, hač je to předsyda woprawdźe dokładnje tak prajił abo nic – wuprajenje bě jasne a jednozmyslne.</p> <p class="MsoNormal" style="color: rgb(255, 255, 255);">Wothladajo wot toho, zo je kóždy seriozny rěčespytnik wo tym přeswědčeny, zo znajmjeńša hornjoserbšćina na kóždy pad 21. lětstotk přetraje a njehladajcy toho, zo nichtó wědźeć njemóže, z kajkimi wobstejnosćemi změjemy w lěće 2100 a pozdźišo činić, prašam so předewšěm, čehodla wozmje předsyda Domowiny na tute wašnje swójskej organizaciji a zastojnstwu prawo na eksistencu. Kajkeje přičiny dla by něchtó spěchował lud, kotryž je so sam a swóju rěč hižo dołho spušćił? Štó drje chce přisłušeć mrějacej skupinje? Za čo scyła trjebamy pjenježne srědki ze stron Zwjazka a krajow, za čo šule, institutaj, nowiny a ansambl? Wotpowědujo tutej logice by snadź zmysłapołnišo było, takrjec “aparaty hasnyć”, město smjertny proces kumštnje podlěšeć.</p> <p class="MsoNormal" style="color: rgb(255, 255, 255);">Tute (mylne) wuznaće swójskeho kónca, ta (njepřihódna) rezignacija, kotraž słuša k woblubowanemu diskursej zahinjenja, staj potencialna rozbuchlina w rukach tych ludźi, kotrymž je statne spěchowanje serbskeho ludu abo samo dwurěčnosć Łužicy na sebi zadołho ćerń we wóčku. Tuž mamy tajke wuprajenja dospołnje wobeńć, wosebje w rozmołwje z wulkimi němskimi nowinami, tež pak we wsy abo w Serbskim domje. </p> <p class="MsoNormal" style="color: rgb(255, 255, 255);">Smy žiwi w času noweho přewróta, kotryž by móhł tež być spočatk něšto noweho. Dźensa je při wšěch zwadach mjez našimi institucijemi, towarstwami a wosobinami a njedźiwajcy njelochkeje hospodarskeje situacije we Łužicy tež wjele dobreho rozprawjeć. Serbski šulski centrum w Budyšinje wuspěšneho WITAJ-projekta dla prědku a zady njedosaha, wobydlerjo w serbskich gmejnach maja wjace dźěći hač w druhich kónčinach Sakskeje a na wulkich podawkach kaž n. př. na festiwalu w Chrósćicach, na Jolce abo pola zbóžnoprajenja Andrickeho móžeše so kóždy wot toho přeswědčić, kak je serbšćina žiwa, runje tež pola młodostnych. A nic naposledku je dopomnjeće na swójske korjenje – na domiznu a tradiciju – globalny proces a přećiwny part globalizacije, kotryž wotměje so tež pola nas.</p> <p class="MsoNormal" style="color: rgb(255, 255, 255);">Zawěsće je wjele twarnišćow, na kotrychž mamy nětko a přichodnje dźěłać. Nic wšitko, štož je nam dźensa wažne, budźe tutón lětstotk přetrać. Njeje pak přičiny so zamyslić do ćmowych, sarrazineskich smjertnych fantazijow. Hižo Luther předpowědźowaše Serbam bórzomny zahinjenje; jemu slědowachu mnohe, a někotři z nich polěkowachu k procesej. Naša rěč je pak přeco hišće žiwa a hdyž bychmy skónčnje přestali, naše zemrěće wuwabjeć a jako přijomny argument wužiwać, budźe tež někotre slědowace lětstotki zmištrować.</p> Unknownnoreply@blogger.com3tag:blogger.com,1999:blog-7950125582462882935.post-19754002533164238862011-05-04T09:28:00.005+02:002011-05-04T09:43:41.327+02:00Zweisprachigkeit ja - aber auf eigene Kosten?Im Zuge der - mittlerweile zu den Akten gelegten - Diskussionen über die Fusion der Gemeinden Crostwitz und Panschwitz-Kuckau wurde am Ende vor allem die Frage der Sprachwahl im Gemeinderat zum entscheidenden Punkt, der das Projekt letztendlich platzen ließ (sh. unten). In diesem Zusammenhang stellte der sorbische Landtagsabgeordnete Heiko Kosel in der Sitzung vom 20. April die Frage, ob es die sächsische Rechtslage grundsätzlich zulasse, auf Gemeinderatssitzungen Sorbisch zu sprechen, auch wenn des Sorbischen (noch) nicht Kundige anwesend seien. Eben dies hatte die "Bürgerinitiative Gemeindefusion" mit ihrer Forderung, in diesem Fall Deutsch zu sprechen, in Frage gestellt.<br /><br />Innenminister Ulbig gab darauf eine eindeutige Antwort: Die Rechtslage sei klar; selbstverständlich sei es das Recht eines jeden Gemeinderates im sorbischen Siedlungsgebiet, auch bei Sitzungen von seiner Sprache Gebrauch zu machen. Es sei jedoch notwendig, dass jeder Anwesende dem Geschehen folgen könne, daher müsse im Zweifelsfall übersetzt werden.<br /><br />Soweit, so gut. Es sieht also danach aus, als ob gleichberechtigte Zweisprachigkeit zumindest in diesem Bereich theoretisch gewährleistet werden könnte. Einen (nicht zu unterschätzenden) Haken hat die Angelegenheit allerdings. Auf Nachfrage des Abgeordneten machte der Innenminister klar, dass die Kosten für die Übersetzung nach jetzigem Rechtsstand die entsprechende Gemeinde zu tragen habe. Da stellt sich die Frage, welche Kommune sich diesen "Luxus" leisten kann und will. Bei Lichte betrachtet ist es also wie so oft wieder so, dass die Zweisprachigkeit nicht bedingungslos ermöglicht wird, sondern im Wesentlichen vom guten Willen der Mehrheitsbevölkerung abhängt. Nun ist es an den sorbischen Gemeinderäten, ihre nun auch offiziell bestätigten Rechte zu nutzen, um die weitere Ausgestaltung voranzutreiben.Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7950125582462882935.post-82357748752922770502011-04-19T11:45:00.002+02:002011-04-19T11:57:08.881+02:00Sorbisch als Knackpunkt bei der SchulwahlAuch der Grundschule Guttau (Hućina) soll es nach den Plänen des Kultusministeriums im nächsten Schuljahr an den Kragen gehen; in Frage steht die Einrichtung einer neuen ersten Klasse. Mindestens 15 Schüler wären notwendig, und geht man nach den Schulbezirken, gäbe es sogar 18 potenzielle Erstklässer für Guttau. Wo ist also das Problem?<br /><br />Laut SZ vom 19. April ist der Knackpunkt, dass sechs der Schüler den Malschwitzer Witaj-Kindergarten besucht haben und nun gerne weiter Sorbisch lernen möchten. Das allerdings ist in Guttau - einem Ort, der noch vor 50 Jahren mehrheitlich sorbisch war - nicht möglich. Daher wollen die betroffenen Eltern ihre Kinder lieber nach Baruth (Bart) - wo es ein Sorbisch-Projekt gibt - oder gleich an die Sorbische Grundschule Bautzen schicken. Dazu der Guttauer Bürgermeister Andreas Skomudek: "Mit dem Angebot des Sorbisch-Projektes in Baruth sind die Schulbezirke, die wir einst festlegten, aus den Fugen geraten." Wer ist also schuld, das Sorbische? Offenbar. Der Guttauer Gemeinderat und CDU-Ortsvorsitzende René Stenzel denkt derweile schon in die richtige Richtung. Er will sich mit Lehrern, Eltern und potenziellen Schülern an einen Tisch setzen und meint, auch Guttau müsse sich Gedanken darüber machen, das Sorbische anzubieten.Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7950125582462882935.post-20927918905142250612011-04-19T07:41:00.008+02:002011-04-20T09:19:24.396+02:00Es geht schon wieder los... Droht die nächste Schulschließung?Mit seiner Entscheidung, an der Sorbischen Mittelschule Ralbitz zum nächsten Schuljahr keine 7. Klasse mehr zuzulassen, hat das sächsische Kultusmininisterium in der Lausitz für Empörung und Unverständnis gesorgt. Kultusminister Wöller hatte noch wenige Wochen zuvor großspurig verkündet, das sorbische Schulnetz sei sicher.<br /><br />In den vergangenen Jahren wurden in den ländlichen Gebieten der Lausitz zahlreiche Mittelschulen geschlossen; die Nichtzulassung einzelner Klassen war dabei oft der Vorbote des endgültigen Endes. Auch das sorbische Schulnetz wurde durch die Spar- und Zentralisierungsmaßnahmen der CDU-geführten Landesregierung in den letzten zwei Jahrzehnten rücksichtslos zurechtgestutzt. Deutschlandweites und internationales Aufsehen erregte der Crostwitzer Schulaufstand von 2001, als sich Eltern und Kinder, unterstützt von sorbischen Intellektuellen und der Kirch<a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/73/Sachsen_Sorbische_Mittelschulen_2008.PNG"><img style="float: right; margin: 0pt 0pt 10px 10px; cursor: pointer; width: 203px; height: 228px;" src="http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/73/Sachsen_Sorbische_Mittelschulen_2008.PNG" alt="" border="0" /></a>e, gegen die Aussetzung der fünften Klasse an der dortigen Mittelschule "Jurij Chěžka" wandten und den Unterricht mehr als einen Monat lang in Eigenregie weiterführten. Wöllers Vorgänger Matthias Rößler - heute Landtagspräsident - setzte sich letztendlich jedoch ohne Rücksicht auf die besonderen Ansprüche des sorbischen Schulnetzes durch; 2003 wurde die Mittelschule endgültig geschlossen. Im Jahr 2007 folgte Panschwitz-Kuckau.<br /><br />Die SMS Ralbitz ist heute eine von nur noch vier verbliebenen Schulen ihrer Art. Traditionell ist die siebte Klasse recht wenig besucht, da viele Kinder erst nach dem Abschluss der Sechsten auf das Gymnasium in Bautzen wechseln, um nicht schon vorher lange Fahrzeiten in Kauf nehmen zu müssen. Für das neue Schuljahr gibt es elf Anmeldungen.<br /><br />Elf Anmeldungen, das würde in zahlreichen europäischen Ländern - u.a. Rumänien, Ungarn, Tschechien - für eine Klasse an der Schule einer Sprachminderheit ausreichen. In Ländern, die die Europäische Minderheitencharta offenbar ernster nehmen, als es Sachsen tut. Auf den Vorschlag einer Sonderregelung für sorbische Schulen, die den besonderen Bedürfnissen eines kleinen Volkes Rechnung trägt, wollte das sächsische Kultusministerium jedoch schon 2001 nicht eingehen. Ein Grundübel im sorbischen Kontext ist es, dass die selben Leute, die heute und seit 20 Jahren die Zerstörung der Substanz vorantreiben, auch bei den nächsten Wahlen gerade am Klosterwasser - also auch in Ralbitz - wieder Rekordergebnisse einfahren werden.* Der Grund dafür ist falsch verstandener Konservativismus und das heuchlerische "C" im Namen der schwarzen Regierungspartei.<br /><br />Der Bundesvorstand der Domowina sowie ihr Vorsitzender, der Ralbitzer Dawid Statnik, wandten sich am Wochenende bereits entschieden gegen die Pläne des Ministeriums und forderten deren Rücknahme. Statnik wies zugleich darauf hin, dass eine weitere Ausdünnung der sorbischen Schullandschaft auch das - von den Dresdner Politikern so gerne vorgezeigte - WITAJ-Programm bedrohe, welches nur sinnvoll und attraktiv ist, wenn eine sorbische Ausbildung über die gesamte Schulzeit gewährleistet ist. Der sorbische Landtagsabgeordnete der Linken, Heiko Kosel, nannte Minister Wöller einen "politischen Hochstapler" und sprach von einer "Frechheit".<br /><br />Die Schließung einer Schule im ländlichen Raum ist immer ein Verlust für den betroffenen Ort und seine Einwohner. Dörfer verlieren an Attraktivität, Kinder müssen längere Schulwege auf sich nehmen, zentralisierte Bildung ist unpersönlicher. Geht es jedoch um die Existenz eines Viertels des Bestandes an Mittelschulen, die einem Volk zur Verfügung stehen, ist es unerträglich, mit wirtschaftlichen "Argumenten" abgespeist zu werden. Jeder noch so kleine Abbau auf diesem Feld ist eine Katastrophe und vollkommen inakzeptabel. Bleibt zu wünschen, dass das laut und deutlich gesagt wird.<br /><br /><br />* Das sollten wir durchaus differenzierter betrachten. In Crostwitz "stürzte" die CDU bei den Landtagswahlen 2004 - den ersten nach Schulstreik und -schließung - von sagenhaften 82,4 % (1999) auf "nur" noch 49,5 % ab und verlor die Hälfte ihrer Wähler. Das hätte natürlich ein Anfang sein können. Ganz falsche Signale sendete man stattdessen 2009: In allen fünf Gemeinden am Klosterwasser kam die CDU auf über 70 % - auch in Crostwitz - und fuhr damit ihre landesweit besten Ergebnisse hier ein. Was sagt uns das? Die Landesregierung weiß ziemlich genau, dass sie alles machen kann, was sie will. Mit Verlaub: Die Leute sind so doof - und das durchaus nicht nur und nicht besonders am Klosterwasser - dass sie es nach spätestens fünf Jahren vergessen haben, solange man ihnen nur das Gefühl gibt, sie seien wichtig. Und tatsächlich scheint es der "Tillich-Bonus" gewesen zu sein, der das Ruder 2009 wieder herumgerissen hat. Nun ja...Unknownnoreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-7950125582462882935.post-83178682491462301262011-04-01T23:08:00.004+02:002011-04-01T23:19:39.968+02:00Crostwitz bleibt vorerst eigenständig - und sorbischAm gestrigen Mittwoch hat sich der Crostwitzer Gemeinderat auf seiner Sitzung nach mehrstündiger Beratung vorerst von den Fusionsplänen mit Panschwitz-Kuckau verabschiedet. Ein wichtiger Grund für die überraschende Entscheidung war die Uneinigkeit über den Sprachgebrauch in der neuen Gemeinde. Eine "Deutsch-sorbische Bürgerinitiative" hatte gefordert, dass Gemeinderäte künftig in der Versammlung nicht mehr Sorbisch sprechen sollten, wenn Deutsche anwesend seien. Bürgermeister Maćij Brycka sagte: "Wir könnten es ganz und gar nicht akzeptieren, unsere Sitzungen nun plötzlich auf Deutsch durchführen zu müssen."<br /><br />Bisher fanden die Sitzungen des Crostwitzer Gemeinderates auf Sorbisch statt. Dabei wird es nun wohl erst einmal bleiben können. Bereits zuvor hatten die beiden Gemeinderäte den Namensvorschlag "Serbski kraj" nach Protesten aus der (deutschsprachigen) Bevölkerung zurückgezogen. In der Gemeinde Crostwitz sind etwa 80 Prozent der Einwohner Sorben, in Panschwitz-Kuckau etwas weniger als 50 Prozent.<br /><br />Anders als Panschwitz hat die Gemeinde Crostwitz den Zusammenschluss zum jetzigen Zeitpunkt nicht unbedingt nötig. Wie Bürgermeister Brycka sagte, sei der Haushalt verabschiedet; die Gemeinde könne alle ihre Aufgaben auch weiterhin eigenständig erfüllen. Im Nachbarort sieht es da womöglich schlechter aus: Panschwitz-Kuckau hat finanzielle Probleme; gerade deshalb hatte man hier auf die "Hochzeitsprämie" des Freistaats gehofft. Die bleibt nun erstmal aus.Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7950125582462882935.post-74591385816648270092011-03-29T16:05:00.004+02:002011-03-29T18:59:39.930+02:00David Statnik neuer Domowina-VorsitzenderDer 27-jährige David Statnik wurde am Wochenende von der 15. Domowina-Hauptversammlung in Uhyst/Spree zum Nachfolger von Jan Nuck gewählt, der nach elf Jahren an der Spitze der sorbischen Dachorganisation nicht mehr antrat.<br /><br />Nucks Amtszeit hatte mit dem Streit um die Schließung der Sorbischen Mittelschule Crostwitz begonnen, die trotz aller Proteste (auch aus dem Ausland) am Ende nicht abgewendet werden konnte. Immer präsent waren zudem die Auseinandersetzungen um das Finanzierungsabkommen für die Stiftung für das sorbische Volk, deren Höhe u.a. vom Bund in Frage gestellt wurden. Einen Höhepunkt stellte die Demonstration von über 500 Sorben zum Brandenburger Tor in Berlin dar. Die letzten beiden Jahre waren von den durch das sogenannte "Vogt-Gutachten" befeuerten Strukturdebatten innerhalb der sorbischen Institutionenlandschaft geprägt. Nuck hatte sich 2009 bereiterklärt, die Domowina weitere zwei Jahre zu führen, nachdem sich damals kein Kandidat für den Posten gefunden hatte. Seinen Nachfolger hatte er nun selbst ausgesucht und kurz vor der Wahl der Öffentlichkeit präsentiert.<br /><br />Insgesamt stimmten 90,1 Prozent der Delegierten für den jungen Ralbitzer, der sich als Einziger zur Wahl stellte. Statnik arbeitet als Bühnenmeister im Sorbischen Nationalensemble und ist Vater zweier Kinder. Zu seinen Motiven für die Übernahme des Amtes gehört nach eigenen Angaben der Wunsch, dass auch seine Enkelkinder noch sorbisch träumen würden.<br /><br />In seiner Antrittsrede bedankte sich Statnik herzlich bei Nuck, den er als "Prototypen" eines sorbischen Aktivisten bezeichnete. Er forderte die Sorben auf, in der Zukunft konsequenter für ihre Rechte einzutreten und diese wahrzunehmen. Im Hinblick auf die bevorstehende Gemeindefusion von Panschwitz-Kuckau und Crostwitz und die Forderungen einer Bürgerinitiative, im Gemeinderat künftig nur noch deutsch zu sprechen, mahnte er: "Die Lausitz ist unsere Heimat und unser Sprachraum." Niemand dürfe das bezweifeln.<br /><br />Ob Statnik dazu beitragen kann, die Domowina für das 21. Jahrhundert zu rüsten und frischen Wind in ihre Hallen zu bringen, wird sich in den nächsten zwei Jahren zeigen. Zunächst nämlich dauert seine Amtszeit nur bis 2013.Unknownnoreply@blogger.com9